Ein Asthmatiker kann heute wie ein Gesunder leben. Er kann Sport betreiben und arbeiten. Natürlich nur dann, wenn er sich an seine individuelle Therapie hält und gesund lebt.
Univ.Prof.Dr.Wolfgang Pohl
Vorstand der Abteilung für Atmungs- und Lungenerkrankungen im Krankenhaus Hietzing
„Wer heutzutage Asthma hat, muss sich nicht schonen. Mit Konsequenz und Disziplin können Asthmatiker sogar Marathons laufen, vorausgesetzt sie sind entsprechend der Standards behandelt und halten sich auch an Therapievorschriften“, weiß Univ.- Prof. Dr. Wolfgang Pohl, Vorstand der Abteilung für Atmungs- und Lungenkrankheiten am Krankenhaus Hietzing zu berichten. Asthma bronchiale ist eine chronische, entzündliche Atemwegserkrankung, die durch eine bronchiale Überempfindlichkeit und eine wiederkehrende Atemwegsverengung gekennzeichnet ist.
Auch Kinder betroffen
Inklusive Kinder sind in Österreich rund zehn Prozent der Bevölkerung von Asthma betroffen. „Zieht man die Kinder ab, bleiben noch sieben Prozent, die ein chronisches Asthma haben“, schildert Pohl.
Für die Entstehung der Erkrankung sind genetische Faktoren und Umweltfaktoren (Allergien, Infekte) entscheidend. Bei Kindern wird Asthma oft nicht sofort diagnostiziert, hier stellt sich erst im weiteren Verlauf heraus, ob die Betroffenen immer wiederkehrende spastische Bronchitiden durchmachen (immer wiederkehrender Husten) oder bereits ein definitives Asthma bronchiale besteht, erklärt der Primar.
Kortison änderte alles
Vor 30 Jahren war ein Asthmatiker im täglichen Leben zum Teil extrem eingeschränkt. Er konnte nur wenig
Sport betreiben, auch bei der Verrichtung von körperlicher Arbeit musste sich ein Asthmatiker stets schonen. Bei einem Anfall konnte sich der Patient mit dem Inhalator – so er ihn auch bei sich hatte – das Bronchien erweiternde Medikament verabreichen und eine kurzfristige Verbesserung seiner Beschwerden bewirken.
Mit dem Einsatz von inhalativem Kortison hat sich bei der Asthma-Therapie Grundlegendes geändert. Bei konsequenter Einnahme konnten die Patienten erstmals die Entzündungsreaktion der Atemwege, die krankheitsbestimmend ist, deutlich lindern.
Schon wenige Jahre später entwickelte die Medizinforschung eine Kombination von Kortison und einem langwirksamen Bronchien erweiternden Wirkstoff in einem Inhalator. Mit der Kombination der beiden Wirkstoffe kann Kortison eingespart und die Asthmakontrolle deutlich verbessert werden
Asthmakontrolle wichtig
Somit können Asthmatiker mit dieser Wirkstoff kombination rund 12 Stunden einen Anfall vorbeugen und Studien belegen, dass die Patienten unter dieser Behandlung eine hervorragende Lebensqualität haben. „Doch diese Untersuchungen repräsentieren leider nicht die Realität“, berichtet Pohl aus Erfahrung. „Unter klinischer Beobachtung halten sich Patienten strikt an die empfohlene Medikamenteneinnahme. Im Alltag jedoch weichen Patienten häufig von ihren empfohlenen Therapievorgaben ab und setzen ihre Behandlung, wenn es ihnen besser geht, oft selbständig ab“. Das führt in vielen Fällen zu einer Zunahme ihrer Symptome und einer Krankheitsverschlechterung.
Ein Großteil der Asthmatiker sollte aber bei optimaler Einstellung keine Beschwerden haben und ein Leben führen können ohne Einschränkungen im beruflichen und privaten Alltag.
Zwei in einem
Um es diesen Patienten noch einfacher zu machen, wurde auch an der Handhabung der Inhalatoren gearbeitet.
Der Asthma-Patient soll mit nur einem handlichen Gerät auskommen.
Dieses Therapieprinzip vereint Notfall- und Basistherapie-Medikament in einem. So kann der Asthmatiker dasselbe Gerät, das er zur Vorbeugung in regelmäßigen Abständen einsetzt (früh und abends), auch für Situationen verwenden, wo er vorübergehend eine höhere Dosis der Wirkstoff e benötigt und somit eine weitere Zustandsverschlechterung verhindern kann.
Die kleinen Atemwege
Die jüngsten Ansätze zur Verbesserung der Asthmatherapie gehen in Richtung der Behandlung der kleinen Atemwege, die einen wesentlichen Bestandteil der Entzündungsreaktion darstellt. Mit der Verabreichung von extrafeinen Wirkstoffen (mit einer durchschnittlichen Partikelgröße von 1-2µm) können auch diese an der Peripherie gelegenen Anteile der Atemwege effektiv erreicht werden, und das Krankheitsgeschehen wird dadurch wesentlich beeinflusst.
Je kleiner die Partikel, desto besser ist die Entzündungslinderung, da somit die gesamte Lunge therapiert werden kann.
Bei schweren Krankheitsverläufen dominiert oft die Entzündung genau in diesem Bereich der Lunge. Diese Bronchiolen mit einem Durchmesser von weniger als zwei Millimetern stellen eine Fläche von 140 m2 dar, wogegen die großen Atemwege gerade einmal 290 cm2 repräsentieren.