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Kardiovaskuläre Gesundheit

So habe ich die Leukämie überlebt

3d illustration of the strong increase of non-functional white blood cells called leukemia cells leading to blood cancer disease
3d illustration of the strong increase of non-functional white blood cells called leukemia cells leading to blood cancer disease
iStock/Christoph Burgstedt

Die Anästhesistin Dr. Gabriele Leister fand sich nach einer überraschenden Leukämie-Diagnose plötzlich auf der Patientenseite wieder. Wie es ihr damit ging und was eine Stammzellenspende ändern kann.

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Dr. Gabriele Leister

Ärztin und Stammzelltransplantierte

Sie haben vor einiger Zeit eine Leukämie-Diagnose erhalten?

Ja, im September 2017.

Wie ging es Ihnen damit?

Von einer Sekunde auf die andere ist das bisherige Leben vorbei. Ich bin Anästhesistin, sprich mein Wissen über dieses spezielle medizinische Gebiet beschränkt sich auf das, was ich im Studium und im Turnus gelernt habe. Die psychische Seite – plötzlich ist man selbst der Patient – ist das eine. Auf der anderen Seite kennt man sich mit Blutwerten und Diagnosen doch aus und diese Mischung hat es nicht leicht gemacht. Weder für mich noch für meine behandelnden KollegInnen.

Also waren Sie eine schwierige Patientin?

Am Anfang sicherlich. Im Laufe der Erkrankung habe ich aber gemerkt, dass ich in sehr guten Händen bin und habe die Ärztin in mir komplett aus dem Spiel genommen. Ich habe mich auch nicht weiter über meine Krankheit informiert. Das machen meine Kollegen, die machen das gut und das passt so.

Und jetzt sind Sie wieder gesund?

Alle Blutwerte sind momentan in Ordnung.

Wie ist es zu dieser Stammzellentransplantation gekommen?

Ich hab sehr gut auf die Chemotherapie angesprochen. Die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls war aber in meinem Fall sehr hoch, eine Stammzellentransplantation konnte das Risiko weiter verringern. Es ist zwar für den Körper brutal, aber ich bin noch relativ jung und körperlich fit. Wenn es in höherem Alter zu einem Rückfall kommt, kann es sein, dass man die Stammzellentransplantation nicht mehr übersteht. Also hab ich mich jetzt dafür entschieden.

Ist eine Stammzellentransplantation für den Körper so herausfordernd?

Ja. Denn vor der Stammzellengabe muss das eigene Immunsystem komplett ausgeschaltet werden, dass es für die Spenderzellen möglich ist, sich festzusetzen. Diese Chemo als Vorbereitung macht aber nicht nur das Immunsystem und das Blut kaputt, sondern belasten den ganzen Körper massiv. Auch die Augen und die Gelenke leiden, die Haare gehen aus und monatelange Magen-Darmprobleme sind die Folge.

Wie muss ich mir eine solche Stammzellentransplantation vorstellen?

Es ist im Grunde wie eine Bluttransfusion, nur dass im Plastikbeutel Stammzellen transfundiert werden. Eine Mischung aus Blut und Plasma wird dem Betroffenen per Infusion verabreicht. Ganz unspektakulär. Das Schlimme ist die Zeit davor. Das bange Warten, ob mit dem Spender alles gut geht, er nicht krank wird, keinen Unfall hat. Ist die Transplantation dann erledigt, sterben in weiterer Folge die eigenen Zellen ab und die Spenderzellen wachsen, bis das eigene Blut nur noch aus Spenderzellen besteht. In meinem Fall war der Spender ein Mann mit einer anderen Butgruppe, also hat sich auch meine Blutgruppe geändert.

Wissen Sie, wie eine Stammzellenspende verläuft?

Viele Leute glauben, dass dabei in den Knochen gestochen wird, manche reden gar vom Rückenmark. In der Realität aber läuft eine solche Spende viel harmloser ab. Man bekommt eine Spritze, die dafür sorgt, dass sich die Stammzellen vermehren. Diese werden dann ins Blut ausgewaschen und wie bei einer Dialyse gefiltert.

Stimmt es, dass Sie Ihren Spender kennen?

Leider nicht. Datenschutzrechtlich ist das ganz schwierig. Ich habe ihm geschrieben, dass ich ihn gern kennenlernen würde. Dieser Brief wird im Spendezentrum mehrfach gelesen. Und im Zentrum des Spenders wird er noch einmal kontrolliert. Wenn er freigegeben wird, bekommt ihn der Spender, der entscheiden darf, ob er den Kontakt zum Empfänger möchte oder nicht. Ich hab bisher noch keine Antwort erhalten, würde ihn aber gern kennenlernen. Schließlich haben wir beide dasselbe Blut und außerdem würde ich einem Menschen, der einem Fremdem scheinbar ohne zu zögern das Leben retten möchte, unbedingt danken!


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