Priv.-Doz. OA Dr. Ivan Tancevski
Verantwortlicher OA Station Pneumologie, Universitätsklinik für innere Medizin II Innsbruck
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Allergien und Asthma?
Allergie und Asthma haben oft dieselbe Ursache, und zwar ein Immunsystem auf Abwegen. Hier wird ein sogenanntes Allergen, also ein eigentlich harmloser Stoff aus der Umwelt, wie Gräser und Pollen, vom Körper als fremd und potenziell gefährlich erkannt. Eine Allergie kann sich zu Asthma ausweiten.
Welche Rolle spielt IgE bei allergischem Asthma?
Spezielle Abwehrstoffe, IgE-Antikörper, werden gebildet, die sich auf hochexplosive Entzündungszellen setzen, vor allem Mastzellen. Kommt der betroffene Patient mit einem Allergen erneut in Kontakt, dann bindet es an die IgE-Antikörper, die die Mastzellen zum „Aufbrechen“ bringen. Aufbrechende Mastzellen setzen eine Unzahl an hoch entzündlichen Stoffen frei, die Augenjucken und laufende Nase verursachen. Dieselben Entzündungsstoffe können aber auch in den Bronchien zu vermehrter Schleimbildung, Anschwellen der Schleimhaut und plötzlicher Engstellung der Bronchialmuskulatur führen.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es, abgesehen von der klassischen Inhalationstherapie, und welche Vorteile bringen sie?
Die wichtigsten Maßnahmen beim allergischen Asthma beinhalten einerseits das Meiden der auslösenden Allergene, andererseits die Inhalationstherapie. Ist die inhalative Therapie nicht mehr ausreichend, steht eine gezielte Biologikatherapie für allergisches Asthma zur Verfügung. Das Biologikum wirkt sozusagen als Anti-Antikörper, indem es IgE bindet und somit dessen geschilderte Wirkung auf Mastzellen verhindert.
Kommen Kinder (ab sechs Jahren) ebenfalls für eine hochmoderne Antikörpertherapie infrage oder sind diese Medikamente nur Erwachsenen vorbehalten?
Die genannte Biologikatherapie mit Anti-Antikörpern gegen IgE wird bei schwerem allergischem Asthma empfohlen und ab dem sechsten Lebensjahr eingesetzt. In Bezug auf Asthma und die dadurch verbundene chronische Entzündung der Atemwege ist wichtig zu erklären, dass diese so früh wie möglich behandelt werden muss, da es sonst über die Jahre zu irreversiblen Schäden in den Bronchien kommen kann. Somit ist es von größter Wichtigkeit, eben auch schon ab dem sechsten Lebensjahr allergisches Asthma stufengerecht zu behandeln – und bei GINA-Stufe 5 richtigerweise eine Biologikatherapie zu beginnen. Diese ist in Österreich seit über zehn Jahren zugelassen, wirkt hocheffizient und ist sehr gut verträglich.
Haben Sie spezielle Empfehlungen für Asthmatiker in Bezug auf COVID-19?
Gut kontrollierte Asthmatiker, das heißt analog dem Asthma-Stufenschema behandelte Patienten, haben kein erhöhtes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Darüber hinaus ist es besonders wichtig, dass Asthmapatienten die Einnahme ihrer Medikamente, insbesondere der inhalativen Cortisonpräparate, und die Therapie mit Biologika während der COVID-19-Pandemie besonders konsequent und unverändert fortsetzen.
Ihre Botschaft an die Patienten und Angehörigen:
Heutzutage sollte Asthma dank der Vielfalt an fortschrittlichsten Therapiemöglichkeiten keine Bedrohung für Kinder und Erwachsene mehr darstellen.