Bernhard Ludwig
Psychologe
Prof. Bernhard Ludwig ist Psychologe und hat mit seinem Seminarkabarett im deutschsprachigen Raum große Bekanntheit erreicht. Seine „10in2“-Intervallfasten-Methode erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit. Hier berichtet er außerdem von einer weiteren Anti-Aging-Waffe.
Sie leben nach der 10in2-Diät. Wie funktioniert das?
Das Prinzip von 10in2 ist leicht und schnell erklärt: An einem Tag essen Sie, was Sie wollen, und am nächsten Tag essen Sie nichts. Einen Tag essen (1), einen Tag nichts essen (0), in zwei Tagen (in2), ergibt 10in2. Es gibt keine weiteren Regeln, keine Verbote. Am Esstag können Sie essen, wonach Ihnen der Sinn steht und bis Sie angenehm satt sind. Man lernt, wieder in den Körper hineinzuhören, und isst dann, wenn man wirklich Hunger hat. Man isst zudem dramatisch gesünder als vorher.
Was ist an den Nullertagen erlaubt?
Am „Nullertag“ sollen Sie mehr (moderate) Bewegung in Ihren Alltag bringen: Jogging, Nordic Walking beispielsweise. Zwei bis drei Liter Wasser bilden die Basis, dazu kommen ungesüßte Tees und Kaffee (ohne Milch). Bohnenkaffee fördert die Autophagie, Zucker stoppt sie. Abends ist sozialkompatibles Trinken gestattet, wie etwa ein Glas herzschützender Rotwein. Nach einem Nichtesstag stellt der Körper sich um, dann naschen die Muskelzellen nachts verstärkt am eigenen Fett, und man wacht am Morgen danach satt auf.
Wie machen sich die positiven Auswirkungen bemerkbar?
Es ist eine klare Entscheidung für einen lebensverlängernden Lebensstil. Sie verlieren belastendes Körperfett und stärken Ihr Immunsystem. Manche nutzen 10in2, bis sie ihr Wunschgewicht haben, aber es gibt keinen Grund, damit aufzuhören. Ich habe es fünf Jahre lang streng gemacht. Es ist einfacher, nichts zu essen, als Dinner-Cancelling zu machen. Egal ob Weihnachten oder an Feiertagen, unseren Kindern war das egal. Man isst für sich, nicht für seine Angehörigen. Die Leistung von Hirn und Herz verbessert sich dramatisch. Hoher Blutdruck ist ebenso kein Thema mehr. Diabetikerinnen und Diabetiker sind besser eingestellt.
Wieso überessen wir uns regelmäßig?
Weil Appetit und Hunger zwei Paar Schuhe sind. Ich habe 500 Kilogramm ab- und 530 zugenommen, bin mit jeder Kur dicker geworden. Ich war der lebende Jo-Jo-Effekt. Ich habe damals für meine Dissertation eine Woche lang aufgeschrieben, was ich esse. Die zweite Woche wurde gefastet, mit der Einschränkung „Hungern verboten!“. Man durfte essen, was satt machte, jedoch nach nichts schmeckte. Damals war eine bestimmte Vollweizenkur populär. Was damals noch keiner wusste: Vollweizen ist pures Spermidin! Die zweite Woche durfte also nach Hunger gegessen werden. Da jedoch die Lust aufs Essen vergeht, kommen auch Übergewichtige in dieser Woche nur auf 200 bis 400 Kalorien täglich. So kann man unterscheiden: Habe ich Lust aufs Essen oder Hunger? Man isst nur, was der Körper wirklich braucht.
Nun haben Sie eben Spermidin angesprochen. Wie wirkt das?
Angela Merkels Virologe hat zuletzt in einer Sendung die Vorzüge von Spermidin gepriesen. Übergewicht wird behandelbar, ebenso hoher Blutdruck und Diabetes. Zusätzlich fördert es extrem die Immunabwehr. Hoch konzentriert ist es im männlichen Ejakulat vorhanden. Man nimmt es in Form von Nahrungsergänzungen oder über Lebensmittel wie etwa Hülsenfrüchte, Nüsse, gereiften Käse zu sich. Spermidin betätigt den Schalter für Autophagie, löst auf Zellebene Reinigungs- und Regenerationsprozesse aus. Es wirkt also wie Fasten, ohne dass man dafür fasten muss.