Dr. Sabine Martinek
FA für Urologie und Andrologie
Sie stehen vor der Entscheidung, welchen Katheter Sie verwenden wollen? Die Urologin Dr. Sabine Martinek beantwortet Ihre Fragen zu Anwendung und Lebensqualität.
Worin liegt der Unterschied zwischen Dauerkatheter und intermittierendem Selbstkatheter und welchen Einfluss hat die jeweilige Methode auf meine Lebensqualität?
Der Dauerkatheter liegt, wie der Name bereits verrät, dauernd in der Blase. Dadurch kann er leichter durch Bakterien besiedelt werden und Sie können leichter einen Harnwegsinfekt bekommen. Die Blase kann schrumpfen und es kann zu Blasenkrämpfen kommen. Außerdem haben Sie eben dauernd einen Fremdkörper in Ihrer Blase. Der intermittierende Selbstkatheterismus (kurz ISK) gewährt Ihnen die Freiheit, alles zu unternehmen was Sie wollen – ohne ständig einen Fremdkörper mit sich zu führen. Dadurch ist auch die Keimbelastung nicht so hoch. Allerdings haben Sie mit dem ISK auch mehr Eigenverantwortung, müssen konsequent sein und selbst immer sauber arbeiten.
Was würde passieren, wenn ich nicht katheterisiere?
Die Blase wird durch den verbleibenden Restharn im Laufe der Zeit ausleiern und an Kraft verlieren. Die Überfüllung der Blase kann einen ständigen Reiz auf den Schließmuskel ausüben und dadurch eine überaktive Blase simulieren. Durch das stehende Milieu können sich Bakterien leichter vermehren, was wiederum zu wiederholten Harnwegsinfekten führen kann. Wenn Sie nicht katheterisieren, kann es im schlimmsten Fall zu Nierenversagen kommen, weil sich der Harn aufstaut. Vor allem bei neurologischen Erkrankungsbildern, bei denen die Blase nicht so viele Impulse an das Gehirn abgibt oder die Immunabwehr geschwächt ist, kann das gefährlich werden.
Muss ich mir die Produkte für den ISK selbst besorgen und worauf muss ich achten?
Es gibt sowohl Damen- als auch Herrenkatheter jeglicher Art und Form, die von verschiedenen Firmen angeboten werden. Im Rahmen der Einschulung biete ich meinen PatientInnen einen Querschnitt dieser Produkte an. Ich sehe dann anhand ihrer Fingerfertigkeit, welche Produkte am besten zu jemandem passen könnten. Grundsätzlich erhalten Sie vom Tupfer bis hin zum Katheter alles per Verordnungsschein. Der Quartalsbedarf wird mit einem gewissen Selbstbehalt von der Krankenkasse gedeckt.
Brauche ich Unterstützung für das ISK-Handling?
Bei der Einschulung sehe ich mir meine PatientInnen genau an, ob und wo Hilfe benötigt werden könnte. Oft reicht aber die mentale Unterstützung von PartnerInnen. Es kann sicher hilfreich sein, wenn Ihnen Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin als „dritte Hand“ unterstützend zur Seite steht, um etwa das Desinfektionsmittel oder den Tupfer zu reichen. Gerade am Anfang kann das ein Thema sein. Manchmal ist es bei Menschen mit neurologischen Erkrankungen notwendig, dass auch Angehörige lernen, wie man kathetert – oder man sucht sich eine Pflegekraft.
Kann ich mich mit dem ISK selbst verletzen?
Die Katheter sind vorne relativ stumpf, sodass eine Schleimhautverletzung minimal verlaufen würde.