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Diabetes

Diabetes und Auge: Die diabetische Netzhauterkrankung

Photo: v2osk via unsplash

Priv.-Doz. Dr. Katharina Kriechbaum

Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie an der MedUni Wien und Mitglied der ÖOG-Netzhautkommission

Univ.-Prof. Dr. Christoph Scholda

Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie an der MedUni Wien und Mitglied der ÖOG-Netzhautkommission

Das Risiko eines Diabetikers, im Laufe seines Lebens eine diabetische Augenerkrankung (diabetische Retinopathie) zu entwickeln, wird mit etwa zwei Drittel für Typ-1- und ein Drittel für Typ-2-Diabetiker angegeben. 

Entstehung der diabetischen Retinopathie 

Die Auswirkungen der Zuckerkrankheit auf das Auge betreffen hauptsächlich – aber nicht nur – die Netzhaut (Retina). In der Netzhaut des Auges sitzen die empfindlichen und für die Sehleistung wichtigen Sinneszellen. Die gesamte Netzhaut wird durch ein Netz sehr kleiner Blutgefäße (Kapillaren) versorgt. Durch den erhöhten Zuckergehalt des Blutes kommt es zur Schädigung dieser Kapillaren (Mikroangiopathie), zu Gefäßverschlüssen und letztendlich zum Zusammenbruch des kapillaren Versorgungsnetzes. Um dem entstehenden Sauerstoffmangel (Hypoxie) entgegenzuwirken, werden in der Netzhaut Botenstoffe, sogenannte Faktoren (Entzündungs- und Wachstumsfaktoren), ausgeschüttet, die neben einer chronischen Entzündungsreaktion auch die Bildung neuer Gefäße anregen. Diese neu gebildeten Gefäße (Proliferationen) neigen dazu, unkontrolliert und verzweigt in den Innenraum des Auges, den Glaskörperraum, einzuwachsen.

Merkmale einer fortgeschrittenen Erkrankung 

Blutungen aus diesen Gefäßneubildungen (Glaskörperblutungen), Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhautmitte (diabetisches Makulaödem), Netzhautabhebungen, Anstieg des Augendrucks (Glaukom) und vorzeitige Entwicklung einer Linsentrübung (grauer Star) sind typische Merkmale einer fortgeschrittenen Erkrankung und häufig verbunden mit deutlicher und teilweise irreversibler Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung. 

Therapie

Die wichtigste Therapie der diabetischen Retinopathie ist immer eine systemische: Vorrangig sollte die allgemeine Stoffwechsellage des Patienten (Blutzucker, Blutfette, Schilddrüse etc.), gemeinsam mit Blutdruck und Nierenfunktion, optimiert werden. Die spezifische augenärztliche Therapie dient der Behandlung der Symptome. In den letzten zehn Jahren konnten mit der Anwendung von Antikörpern gegen die schädigenden Wachstumsfaktoren große Behandlungsfortschritte erreicht werden. Der wichtigste dieser Faktoren ist VEGF (vascular endothelium growth factor). Mittels Injektion werden Medikamente direkt in den Glaskörperraum verabreicht (IVOM, intravitreale operative Medikamentenapplikation), die die im Auge zirkulierenden Wachstumsfaktoren binden, inaktivieren und so die chronische Entzündungsreaktion in der Netzhaut vorübergehend hemmen. Üblicherweise müssen diese Injektionen, besonders zu Therapiebeginn, im Abstand von mehreren Wochen wiederholt verabreicht werden. 

Keine Angst vor IVOM

Die Durchführung einer IVOM ist ein risikoarmer, kurzer Eingriff, der üblicherweise ambulant und in Lokalanästhesie mit Augentropfen durchgeführt wird. Etwaige Verbesserungen der Sehleistung stellen sich meist schon in den ersten postoperativen Tagen ein. Weitere bewährte Therapien, insbesondere bei Gefäßneubildungen, sind Laserungen der Netzhaut. Dabei werden schlecht durchblutete, geschädigte Netzhautareale durch Laserlicht zerstört, um eine bessere Durchblutung und Sauerstoffversorgung vor allem der Netzhautmitte (Makula) zu ermöglichen. 

Jährlicher Augencheck

Bei Diagnose Diabetes ist eine jährliche Untersuchung des Augenhintergrundes durch den Augenarzt/die Augenärztin jedenfalls zu empfehlen, da eine frühzeitige Diagnose von diabetischen Augenveränderungen eine frühzeitige Behandlung und somit einen besseren Therapieerfolg ermöglicht.

Sie möchten sich weiter informieren?

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Website der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG): https://www.augen.at/a-bis-z-der-augengesundheit/#d 

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