Univ.-Prof. Dr. Bernhard Metzler
Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft,
Facharzt für Kardiologie und Innere Medizin
Trotz der COVID-19-Pandemie sind Herzkreislauferkrankungen immer noch die häufigste Todesursache. Die Vermeidung der Risikofaktoren kann das Risiko deutlich senken.
Die letzten eineinhalb Jahre waren geprägt von der COVID-19-Pandemie, die weltweit bisher 165 Millionen Erkrankte und ca. 3,5 Millionen Todesopfer gefordert hat. Im ersten Lockdown ist relativ rasch erkannt worden, dass dieser mit beträchtlichen gesundheitlichen „Kollateralschäden“ verbunden war. Hier waren es anfangs vor allem die in den Krankenhäusern registrierten rückläufigen kardiovaskulären Erkrankungen, die auffielen. Die weltweiten Auswertungen der Daten legten nahe, dass nicht etwa weniger Patient(inn)en einen Herzinfarkt erlitten, sie jedoch nicht eine entsprechende Behandlung aufsuchten bzw. so einer zugeführt wurden. Dieser Erkenntnis folgten bald auch Daten, die auf deutlich verzögerte Behandlungen von akuten Erkrankungen, wie beispielsweise Herzinfarkt, hinwiesen. Da Herzkreislauferkrankungen in der westlichen Welt die führende Erkrankungs- und auch Todesursache sind, hatte bzw. hat dies folglich relevante Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen.
Eine der Lehren, die aus dieser Erkenntnis zu ziehen sind, ist die Bedeutung einer Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung in Bezug auf die kardiovaskulären Erkrankungen und deren typische Symptome.
Drückende Brustschmerzen bzw. ein Engegefühl im Brustkorb (sogenannte angina pectoris), wenn dies bei Belastung auftritt, ist ein sehr typisches Symptom für eine Engstelle in einem Herzkranzgefäß. Dies sollte Patient(inn)en zu einer raschen weiteren Abklärung beim Hausarzt oder Internisten veranlassen. Wenn der, meist sehr heftige, Brustschmerz spontan auftritt, kann dies auf einen akuten Herzinfarkt hinweisen. Oft geht dies einher mit einem Schweißausbruch und Übelkeit. In so einem Fall sollten Patient(inn)en umgehend ärztliche Hilfe aufsuchen, da beim Herzinfarkt, bedingt durch die nicht mehr erfolgende Durchblutung des Herzmuskels, mit jeder Minute Verzögerung mehr Herzmuskel abstirbt.
Die kausalen Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sind, neben einer genetischen Komponente, Rauchen, erhöhtes Cholesterin, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und das Alter. Das Wissen um diese Faktoren bzw. deren konsequente Behandlung sind die beste Voraussetzung für eine effektive Prävention. So sollten Patient(inn)en den Blutdruck regelmäßig messen und gut einstellen, auch die Cholesterinwerte lassen sich medikamentös gut senken. Das Rauchen-Lassen, gesunde Ernährung, d. h. genug Gemüse, Obst, Kräuter, Ballaststoffe, Verwendung von wertvollen Speiseölen mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, besonders Omega-3-Fettsäuren, und wenig Süßigkeiten sowie ausreichend Bewegung und körperliches Training von mindestens 30 Minuten pro Tag sind wichtige und sehr wirksame Maßnahmen, die das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, wie den Herzinfarkt, deutlich verringern können.