In Österreich leiden knapp eine halbe Million Menschen an COPD. Weshalb eine frühzeitige Diagnose entscheidend ist, erklärt der Lungenspezialist Dr. Arschang Valipour.
Prim. Priv.-Doz. Dr. A. Valipour
Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie
Klinik Floridsdorf
Wien
Foto: Soenne
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Bei einer COPD sind die Atemwege dauerhaft verengt und es kommt in der Folge zu einem Verlust des Lungenvolumens. Was sind Risikofaktoren, eine COPD zu entwickeln?
Die chronisch-obstruktive Lungenkrankheit betrifft vorwiegend Patientinnen und Patienten, die älter als 40 Jahre sind. 80 Prozent von ihnen haben geraucht oder sind aktive Raucher. Die übrigen 20 Prozent waren entweder in der Vorgeschichte passivrauchexponiert oder haben andere Schadstoffe über viele Jahre eingeatmet. Zudem gibt es eine seltene genetische Form der COPD, die vorwiegend bei Patientinnen und Patienten unter 40 Jahren auftritt.
Schätzungen zufolge werden bis zu 90 Prozent aller COPD-Fälle gar nicht oder zu spät diagnostiziert. Weshalb?
Tückisch bei einer COPD ist, dass sie einen schleichenden Verlauf mit anfangs nur sehr unspezifischen Symptomen hat. Hartnäckiger Husten mit Schleimbildung wird oft als Raucherhusten abgetan. Wenn weitere Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Atemnot, allgemeine Leistungsschwäche, erhöhte Infektneigung oder ein Engegefühl im Brustbereich hinzukommen, ist die Krankheit meist schon weiter fortgeschritten.
Weshalb ist eine frühzeitige Diagnose so wichtig?
Je früher man eine Einschränkung der Lungenfunktion bemerkt, desto eher kann man den Lungenfunktionsverlust bremsen. Dies gelingt mit modernen Medikamenten und nicht pharmakologischen Maßnahmen wie einem sofortigen Rauchstopp und Bewegung. Wird die Behandlung konsequent eingehalten, kann die Lungenfunktion über viele Jahre erhalten bleiben. Zudem sollten Infekte vermieden werden, damit es nicht zu akuten Attacken der COPD kommt, die eine Krankheitsprogression beschleunigen. Empfohlen werden deshalb Impfungen gegen Lungenentzündung, Grippe und COVID.
Ist eine Heilung der COPD möglich?
Nein. Die COPD gilt als eine Erkrankung, bei der es bereits zu einem irreversiblen Schaden in der Lunge gekommen ist. Ziel ist es daher, den Verlust der Lungenfunktion so flach wie möglich zu halten, die Häufigkeit der Infekte zu senken und die Lebensqualität zu erhalten.
Was tut sich derzeit in der Forschung?
Da gibt es vielfältige Ansätze. Neben neuen medikamentösen Therapien wird an nicht medikamentösen Behandlungen der fortgeschrittenen COPD geforscht. Dazu gehören unter anderem endoskopische Verödungstechniken, bei denen die krankhafte Schleimhaut der Atemwege verödet wird.
„Je früher man mit dem Rauchen beginnt, desto größer ist das Risiko, an einer COPD zu erkranken.“
AT/RESP/1121/MPR-AT-100312