Glück im Darm? Das klingt im ersten Moment etwas verwunderlich. Es gibt aber einen guten Grund für diese Aussage, denn: Wie wohl wir uns fühlen, hängt stark mit unserem Darm zusammen.
Mens sana in corpore sano ist eine Weisheit der alten Römer, die wir wahrscheinlich alle schon einmal gehört haben. Sie bedeutet „ein ges-under Geist in einem gesunden Körper“ – und erinnert uns daran, dass wir psychische und physische Gesundheit nicht voneinander trennen können, sondern uns vielmehr um beide gleichwertig bemühen müssen.
In Zeiten von wiederkehrenden Lockdowns aufgrund eines gefährlichen Virus ist dies gar nicht leicht umzusetzen. Denn auch die damit zusammenhängenden psychischen Belastungen, die sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken, erreichen eine neue Dimension. Nach über eineinhalb Jahren Pandemie sind wir auch geistig ausgelaugt. Und gerade jetzt – in Zeiten von Herbstblues und Winterdepression, verbunden mit Kälte und fehlendem Sonnenlicht – macht uns Social Distancing noch mehr zu schaffen. Gar nicht wenig, was wir aushalten müssen.
Und dennoch: Wenn wir an Gesundheit denken, kommen den meisten Menschen fast ausschließlich Begriffe wie Bewegung, Sport, Vitamine oder Ernährung in den Sinn. Sie alle sind richtige und wichtige Vorsorgemaßnahmen, ja. Jene der psychischen Gesundheit vergessen wir jedoch oft. Und im Zusammenhang damit wird auch ein wichtiger Körperteil oft nicht beachtet: der Darm.
Wer sich mit der eigenen Ernährung beschäftigt, hat zwar indirekt auch Magen und Darm am Schirm, aber eben nur indirekt. Wir werfen nun einen genaueren Blick auf den Darm – und auf die Frage, was er mit unserem Hirn zu tun hat.
Der Vagusnerv verbindet den Darm mit dem Gehirn, er ist sozusagen eine Datenautobahn, über die ein schneller Informationsaustausch stattfindet. Das ist der Grund, warum uns Stress und Sorgen sprichwörtlich auf den Magen schlagen. In die andere Richtung sendet der Darm, etwa beim Essen, Signale, die das Gehirn als „satt“ oder „hungrig“ versteht.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass der Darminhalt ebenso interpretiert wird. Das Darmmikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die sich in und auf der Haut und den Schleimhäuten sowie Organen befinden, beeinflusst unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit – geistig und körperlich. Die Studien haben Unterschiede zwischen dem Darmmikrobiom gesunder Menschen und dem von Menschen mit Erkrankungen und psychischen Störungen beobachtet, auch in Hinblick auf Signale, die depressive Stimmungen auslösen können. Ebenso interessant: Unser Glückshormon Serotonin wird zu 90 Prozent in unserem Darm gebildet. Das bedeutet, dass die Bakterien in unserem Darm großen Einfluss darauf haben, ob wir uns wohlfühlen oder nicht.
Es zeigt sich also, dass wir gerade jetzt noch mehr als sonst auf unser Wohlbefinden Acht geben müssen. Gute Ernährung, Bewegung, aber auch Dinge, die unserer Seele guttun, sind in dieser Zeit wichtiger denn je.