Männer und Vorsorge – das war lange Zeit ein ganz spezielles Thema, auch für mich, und dazu noch Prostata! Ein Versuch der Bestandsaufnahme eigener Erfahrungen.
Norbert Weigler
Studiendirektor i. R.
Foto: Satu Siegmund
Generell geht man beim stereotypen Männerbild davon aus, dass Männer bei ihrem Auto wesentlich mehr Wert auf Vorsorge legen als bei ihrem eigenen Körper. Das gilt insbesondere für die Prostatavorsorge. Der Gang zur Urologin oder zum Urologen ist oft ein Problem, weil man sich damit auch eingestehen muss, zu einer Altersklasse zu gehören, die gemeinhin schon in der zweiten Hälfte des Lebens verortet wird.
Meine erste Tastuntersuchung fand im Rahmen eines Checks bei einem Internisten statt, der meinte, es wäre langsam Zeit dafür. In der Folge beschloss ich, mir eine urologische Praxis in der Nachbarschaft zu suchen. Dort erfuhr ich, dass für die Prostatagesundheit auch der PSA-Wert eine entscheidende Rolle spielt. Dieser PSA-Wert misst die Höhe des prostataspezifischen Antigens. Ab dieser Untersuchung war ich einige Jahre beruhigt, einen Wert unter 1,0 zu haben.
Mit ca. 60 Jahren tauchte eine deutliche Blasenschwäche auf; nachts musste ich zuerst einmal, später auch häufiger auf die Toilette. Der PSA-Wert stieg mittlerweile auf Werte über 1,x, was immer noch kein Problem war. Mit 64 Jahren kam dann ein abrupter Anstieg, zunächst auf 2,x, dann auf 4,x. In mir wuchs die innere Unruhe und ich versuchte mich zu beruhigen; sagte mir, es könnte auch mit einer Prostataentzündung zusammenhängen. Die Ultraschalluntersuchung brachte auch keine spezifischen Erkenntnisse. Meine Nervosität stieg und wurde zur existenziellen Krise. Das Bewusstsein, dass man ein Karzinom in sich tragen könnte, lag wie ein bleierner Schatten über mir. Es wurde also ein MRT gemacht und auch hier gab es keine entwarnenden Ergebnisse. Dennoch hoffte ich noch bis zur Biopsie, dass die Chance auf eine andere Erklärung bestünde. Und dann war es aber bedrohende Gewissheit: Ich hatte Prostatakrebs. Das ist ein Gefühl, als würde man den Boden unter den Füßen verlieren. Eine solch greifbare Gefährdung meines Lebens hatte ich noch nie zuvor erlebt.
Nun tauchten Fragen auf: OP oder Bestrahlung? Ich entschied mich für eine OP. Langsam aber sicher kehrte mein Glauben an das Prinzip Hoffnung zurück. Gestärkt durch meine Frau und die gesamte Familie überstand ich ebenso die Komplikationen einer Lymphozele. Regelmäßige Nachsorge inklusive PSA-Tests ergaben große Erleichterung: Der PSA-Wert war wieder unter der Nachweisgrenze. Es bestand Hoffnung, dass dieser Wert nie wieder zu Panikattacken führen würde. Die Vorsorge hatte sich also ausgezahlt. Wie wäre der Krankheitsverlauf gewesen, wenn ich nicht zur Vorsorge gegangen wäre? Ich wage gar nicht daran zu denken, was passiert wäre. Deshalb mein Rat von Herzen: Lasst uns die Möglichkeiten der modernen Medizin nutzen und gehen wir zur Vorsorge!