Helga Thurnher
Präsidentin der Selbsthilfe Darmkrebs
Wie läuft die Diagnose ab?
Darmkrebs ist eine Erkrankung, die zumeist keine Beschwerden verursacht; wenn solche jedoch auftreten, muss sehr schnell gehandelt werden.Mittels einer Darmspiegelung (Koloskopie), die heute nahezu schmerzfrei abläuft, ist eine Erkrankung des Darmes sehr gut zu erkennen.
Bei der Diagnose-Übermittlung hat sich in letzter Zeit viel geändert. Heute versucht man in ruhiger Atmosphäre dem Patienten – und wenn möglich auch einem Angehörigen – die Diagnose zu übermitteln, Fragen zu beantworten und die nötigen weiteren Schritte zu besprechen.
In sogenannten „Tumorboards“, wie sie an allen Krankenhäusern eingerichtet wurden, klären Onkologen, Chirurgen, Radiologen etc. gemeinsam die beste Therapie-Strategie für den Patienten ab.
Wie verändert sich das Leben nach der Diagnose?
Mit der Diagnose „Krebs“ ändert sich das Leben von Betroffenen von einem Moment auf den anderen völlig.
Zunächst begibt man sich auf die Suche nach dem erfahrensten Arzt, holt eventuell eine Zweitmeinung ein (in der Hoffnung, dass die eben erhaltene Diagnose doch nicht stimmt) und muss dann erfahren, dass der Alltag ab nun von Arztterminen, Untersuchungen und Therapien bestimmt wird. Dazu kommt die Angst vor einer möglichen Operation, den folgenden Therapien und deren Ausgang – begleitet von Sorgen um die Angehörigen und den Beruf sowie damit einhergehenden Existenzängsten.
Manche Menschen suchen oftmals die „Schuld“ an der Erkrankung bei sich selbst. „Warum gerade ich?“ – eine häufig gestellte Frage, auf die es leider keine Antwort gibt.
Auch die psychische Belastung spielt eine große Rolle und gehört ebenfalls beachtet bzw. deren Symptome professionell behandelt.
Was möchten Sie Betroffenen mitteilen?
Seit über 14 Jahren begleite ich nun Menschen auf dem Weg durch ihre Krankheit und in manchen Fällen – wie bei meinem Mann – leider auch bis zum Tode.
Dabei habe ich bemerkt, wie sehr eine schwere Erkrankung auch „helfen“ kann. Manche Ereignisse im Leben findet man nicht mehr so wichtig wie früher, man macht Dinge, die man schon längst angehen wollte und nie die Zeit dafür hatte.
Kampfgeist und Hoffnung darf man nie verlieren – und man darf auch nicht aufgeben, denn es gibt immer wieder einmal schlechte Prognosen über den Verlauf einer Erkrankung, die sich dann doch zum Guten wenden.
Die Krankheit „anzunehmen“ – so schwer dies auch fällt – erleichtert das Leben und den Umgang damit. Darüber sprechen, seine Sorgen und Ängste ausdrücken, kann sehr hilfreich sein. Krankheit ist keine Schande und kann leider jeden von uns treffen.
Annehmen sollte man auch die vielen ergänzenden Möglichkeiten, die im Rahmen einer Krebstherapie angeboten werden – seien dies weiterführende Informationen (Broschüren, Experten-Vorträge etc.), Ernährungsempfehlungen, Bewegungsprogramme (z. B. Qigong), psychologische Begleitung, onkologische Rehabilitation oder auch der Erfahrungsaustausch in den Selbsthilfegruppen.
Warum ist Darmkrebsvorsorge so wichtig?
Darmkrebs gehört zu den wenigen Tumorerkrankungen, die sich durch Vorsorgeuntersuchungen nahezu vollständig verhindern lassen.
Die rechtzeitige Vorsorge-Koloskopie, die ab dem 50. Lebensjahr empfohlen und von den Gesundheitskassen auch bezahlt wird, kann Leben retten. Sie sollte im Normalfall alle 10 Jahre wiederholt werden.
Wenn man weiß, dass Geschwister, Eltern oder Großeltern an Darmkrebs erkrankt waren, so empfiehlt es sich – nach ärztlicher Rücksprache – schon wesentlich früher zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen.
Was erwartet mich bei der Koloskopie?
Jeder Koloskopie geht ein Arzt-Informationsgespräch voraus, das über die Vorbereitung und den Ablauf der Untersuchung aufklärt.
Die Vorbereitung auf die Untersuchung, die bedingt, dass der Darm mit Hilfe eines Abführmittels gründlich gereinigt wird, ist aufgrund der modernen Präparate um vieles einfacher geworden.
Die Untersuchung selbst, vor der man in einen leichten Dämmerschlaf versetzt wird, ist völlig schmerzfrei. Der Arzt kann nun mittels Endoskop den gesamten Darm untersuchen, beurteilen und etwaige Krebsvorstufen (gutartige Polypen) sofort entfernen.
Die Untersuchung dauert nicht sehr lange – schon kurze Zeit danach kann man wieder nach Hause gehen. Aber bitte nicht selbst mit dem Auto fahren, da man eventuell müde und etwas „verlangsamt“ ist.
Welche Sorgen bestehen hinsichtlich der Darmkrebsvorsorge – und wie unterscheiden sich diese von der Realität?
In erster Linie ist es die Furcht vor Schmerzen, die Menschen abschreckt, diese Untersuchung durchführen zu lassen. Aber keine Angst – heutzutage kann man die Koloskopie unter Sedierung (im Tiefschlaf) durchführen lassen.
Manche Menschen sehen ein Problem darin, das Darmvorbereitungspräparat (Abführmittel) zu trinken. Doch auch hier hat sich einiges geändert: Die Menge hat sich verringert und der Geschmack ist auch besser geworden.
Auch Scham hält manche Leute von der Untersuchung ab. Doch es besteht kein Grund zur Sorge: Man wird gut abgedeckt oder kann sogar eine spezielle „Koloskopie-Hose“ verwenden.
Eine Auflistung qualitätszertifizierter Ärzte und Einrichtungen findet sich auf der Webseite der ÖGGH unter: www.vorsorgekoloskopie.at
TIPP:Die Selbsthilfe Darmkrebs bringt Sie nach Hause – sicher & schnell
Wer am Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien eine Therapie erhalten hat, kann ab sofort einen kostenlosen Heimtransport innerhalb Wiens in Anspruch nehmen.
Besonders während der Coronakrise soll Darmkrebs-PatientInnen, deren Immunsystem ja bereits durch die Krebserkrankung und Therapien geschwächt ist, die Möglichkeit geboten werden, rasch und sicher nach Hause zu kommen. Einzelfahrten anstelle von Sammeltransporten sollen die Infektionsgefahr reduzieren.
Unser Partner HALLERMOBIL (www.haller-mobil.at) wird den Krankentransport mit barrierefreien, bequemen und hygienisch sauberen Fahrzeugen durchführen –kompetent und verlässlich!
Ein Patienten-Taxi kann ca. eine halbe Stunde vor dem Verlassen des Spitals unter 01/869 62 62 – Kennwort „Darmkrebs“ bestellt werden. Den entsprechenden Gutschein im Wert von € 26,00 für eine Fahrt innerhalb Wiens erhalten Sie im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien.