Andere Formen der Psoriasis sind zwar selten, aber dennoch leicht diagnostizierbar. Die Herausforderung liegt im Bereich der Therapie, erklärt der Dermatologe O. Univ.-Prof. Dr. Georg Stingl.
emer. o.Univ.Prof. Dr.Georg Stingl
Universitätsklinik für Dermatologie, Medizinische Universität Wien
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Wie verläuft die Diagnose bei Sonderformen der Psoriasis?
Es gibt Hauterkrankungen, die für Laien der Schuppenflechte zum Verwechseln ähnlich sehen. Das gilt für verschiedene Formen von Ekzemen und einige Infektionskrankheiten. Das sind aber seltene Ausnahmen. Im Normallfall ist die Psoriasis leicht zu diagnostizieren. Die häufigste Erscheinungsform ist die Psoriasis vulgaris – innerhalb dieser gibt es einige Sonderformen, wie etwa die Nagel-Psoriasis oder die sogenannte Psoriasis inversa: Bei letztgenannter handelt es sich um Plaques in Beugen, wie Achselhöhlen, Leiste, Oberschenkel beziehungsweise im Bereich der Genitalien oder des Anus. Herkömmliche Medikamente sind da manchmal nicht so wirksam wie bei typischen Lokalisationen an Ellenbogen oder Knie. Dieses Problem gibt es auch bei der Psoriasis palmoplantaris – dabei befällt die Schuppenflechte Handflächen und Fußsohlen. Letztlich sind das aber alles Verlaufsformen, die für gute Dermatologen keine diagnostische, sondern eher eine therapeutische Herausforderung darstellen.
Nicht alle Formen der Psoriasis gehen aber mit dem typischen Merkmal der Hautschuppen einher?
Es gibt vor allem zwei Erkrankungen, die zwar Psoriasis heißen, aber anders aussehen als die Plaque-Psoriasis, also die Psoriasis vulgaris. Den Namen verdanken sie eher dem gemeinsamen Auftreten mit der Schuppenflechte. Das eine ist die Psoriasis pustulosa – oder eiternde Schuppenflechte. Sie zeichnet sich durch eiternde Läsionen – also Pusteln – aus und kann, anders als die herkömmliche Schuppenflechte, gesundheitlich bedrohliche Ausmaße annehmen. Hier ist es unbedingt notwendig, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil diese Verlaufsform eine eigene Therapie benötigt. Der zweite Fall ist die Psoriasis-Arthritis, die nicht die Haut, sondern die Gelenke befällt. Etwa 20 Prozent aller Psoriasis-Patienten leiden darunter. In ihrer Symptomatik ähnelt sie weitgehend einer rheumatoiden Arthritis und kann unbehandelt zu denselben Auswirkungen führen. Darum muss bei der Behandlung der Psoriasis auch immer der Status der Gelenke berücksichtigt werden.
Sind die selteneren Varianten der Schuppenflechte unangenehmer für die Patienten?
Der Leidensdruck bei einer Psoriasis ist stark unterschiedlich. Juckreiz, der bei 30 bis 35 Prozent aller Patient:innen auftritt, hat natürlich große Auswirkungen auf die Lebensqualität. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Ausmaß und die Exponiertheit der betroffenen Stelle. Wenn man ständig darauf angesprochen wird, ist das natürlich unangenehm. Anders bei einer Genital-Psoriasis: Das wird niemand sehen, macht aber für viele Betroffene intime Kontakte bei einem ersten Kennenlernen schwierig. Schwere Verlaufsformen einer Nagel-Psoriasis können dagegen mit schmerzhaften Entzündungen der Fingerkuppen einhergehen. Das erschwert den Alltag natürlich ungemein. Selbsthilfegruppen bieten da eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene. Generell gibt es hier in Österreich sicher noch Aufholbedarf, aber die Angebote, die es gibt, allen voran PSO-Austria, machen einen sehr guten Job.
Was braucht es für einen erfolgreichen Umgang mit der Krankheit?
Unabhängig von der konkreten Ausprägung der Psoriasis gilt, dass ihre Ursachen genetisch bedingt sind. Diese bleiben bestehen, auch wenn sich die Schuppenflechte bessert oder sogar zwischenzeitlich verschwindet. Patienten hören dann aber oft auf, ihre Medikamente zu nehmen. Wenn der nächste Schub kommt, fangen sie wieder an. Anders als noch vor 20 Jahren verfügen wir heute über sehr gute Medikamente. Diese wirken aber nur, wenn sie auch regelmäßig eingenommen werden. Es braucht also Disziplin. Man sollte die Psoriasis auch als Warnung dafür verstehen, sich um eine allgemein gesündere Lebensführung zu bemühen. Psoriatiker haben ein erhöhtes Risiko für entzündliche Darmkrankheiten und kardiovaskuläre Erkrankungen. Gute Ärztinnen und Ärzte werden sich deshalb nicht nur darum bemühen, dass Patienten die richtigen Medikamente bekommen, um wieder eine schöne Haut zu haben. Genauso wichtig ist es, sich regelmäßig relevante Blutwerte anzusehen, um gegebenenfalls Maßnahmen wie gesunde Ernährung, Nikotin-Karenz und Bewegung anzustoßen.