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Diabetes

Schlechter sehen durch Diabetes

Photo: Victor Freitas via unsplash

Prim. Prof. Dr. Matthias Bolz

Vorstand der Kepler Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie Linz

Das diabetische Auge ist eine häufige Diabetes-Begleiterscheinung. Was man darunter versteht und was man dagegen tun kann, erläutert Augenarzt Dr. Matthias Bolz.

Können Sie uns zuallererst kurz beschreiben, was man unter dem „diabetischen Auge“ versteht?

Viele Diabetiker haben Veränderungen in der Netzhaut, die hinten im Inneren des Auges liegt und entscheidend dazu beiträgt, dass über den Sehnerv ein Bild im Gehirn entsteht. Bei Diabetes kommt es zu Beschädigungen in den Kapillaren, die zur Sehverschlechterung führen.

Welche Krankheiten gibt es, und warum werden diese durch Diabetes ausgelöst oder begünstigt?

Hier ist die Sauerstoffunterversorgung zu nennen, die sich in der gesamten Netzhaut und in der Peripherie abspielen kann. Wenn die Netzhaut zu wenig Sauerstoff erhält, kommt es zu einer Sehverschlechterung. Das Auge bildet zwar über Botenstoffe neue Gefäße, dabei kann es aber zu unkontrolliertem Wachstum in das Innere des Auges kommen. Das kann Blutungen in den Glaskörper oder in die Netzhaut hinein hervorrufen. Beides kann zu einer weiteren Sehverschlechterung führen.

Welche weiteren Krankheiten sind hier zu nennen?

Das zweite große Thema sind Entzündungsprozesse auf Gefäßebene. Hierbei treten Flüssigkeiten aus, es kommt außerdem zu Blutungen. Beides betrifft das Sehzentrum. Wenn Flüssigkeit aus den Gefäßen austritt, schwillt das Sehzentrum an. Man spricht von einem Makulaödem, das ebenfalls zu einer Sehverschlechterung führt, die durch Brillen nicht kompensierbar ist.

Gibt es unter den Diabetikern bestimmte Risikogruppen für diese Erkrankungen?

Es gibt zwei Diabetikertypen, Typ 1 und Typ 2. Typ 1 tritt meistens schon in der Kindheit oder Jugend auf, Typ 2 nennt der Volksmund Altersdiabetes. Je länger man Diabetes hat, desto höher ist das Risiko für Netzhauterkrankungen. Es beginnt mit kleineren Blutungen in der Netzhautperipherie, später kann es eben zu Sauerstoffunterversorgung kommen. Bei Typ-2-Diabetikern ist oft das Problem, dass man es spät merkt, weil die diabetische Netzhautveränderung lange unerkannt bleibt und nicht wehtut. Daher empfehlen Augenärzte die jährliche Untersuchung, ganz besonders für Diabetiker.

Wie kann ich vorbeugen?

Am besten sich an die ärztlichen Ratschläge halten, also auf den Blutdruck achten und den Zuckerwert im Auge behalten. Es ist nicht allein die Ernährung, ein bisschen Sport und regelmäßige Bewegung helfen unglaublich, den Langzeitzuckerwert zu senken. 

Wie sieht eine Therapie aus?

Die Therapie ist immer eine Kombination aus internistischer und augenärztlicher Therapie. Zur Behandlung des Makulaödems ist seit etwa 15 Jahren ein Antikörper in Verwendung, der den Wachstumsfaktor blockt, wodurch die Schwellung auf der Netzhaut zurückgeht. Es ist eine Routinebehandlung mit einer Spritze, wodurch das Medikament genau dorthin kommt, wohin es muss. Der Patient erhält Tropfen, spürt keinen Stich und geht direkt nach Hause, nach gut 20 Minuten ist alles erledigt. Es gibt auch Netzhautlaser, die nicht gut durchblutete Areale ausschalten, das reduziert die Neubildung von Gefäßen. Sehr ausgeprägte Veränderungen müssen chirurgisch behandelt werden. Auch diese Methoden sind sehr gut erprobt.

Kurz noch zur Diagnose: Wie läuft sie ab, wo bekommen Patienten Hilfe?

Zunächst beim Augenarzt in der Ordination, der einen Sehtest durchführt und weiterüberweist. Die tiefergehende Behandlung findet in der nächsten Augenabteilung statt. Dort werden die Patienten dann laufend behandelt. Mein Appell: Es ist unglaublich wichtig, auch jetzt in der Corona-Zeit alle Behandlungstermine wahrzunehmen.

Sie möchten sich weiter informieren?

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Website der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG): https://www.augen.at/a-bis-z-der-augengesundheit/#d 

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