Hier erklärt der Molekularbiologe und Autor, wie Humane Papillomviren (HPV) Gesundheit und Leben gefährden. Als sicherste Schutzmaßnahme stellt er die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen vor.
Martin Moder, HP-Viren – womit haben wir es dabei zu tun?
HP-Viren sind eine Gruppemit mehr als 200 Virus-Typen, darunter Viren mit hohem und mit niedrigem Risiko. HPV sind für rund 95% aller Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich – die vierthäufigste Krebsart, an der Frauen weltweit sterben. In Österreich sterben im Schnitt drei Frauen pro Woche daran. Noch tragischer wird diese Zahl, da wir wissen, wie sich diese Viren ausrotten ließen.
Wie infiziert man sich mit HPV?
Neun von zehn Menschen fangen sich im Laufe ihres Lebens HPV ein – fast immer beim Sex. Das Virus befällt die Schleimhäute – und zwar alle, die beim Sex eine Rolle spielen können. Wenn das Virus seine DNA in unsere Erbinformation einbaut, kann das zu unkontrollierter Zellteilung führen: Unschöne Wucherungen, sogenannte Genitalwarzen, entstehen – schlimmstenfalls wächst ein Krebsgeschwür (Tumor). Wichtig: Das Risiko für Genitalwarzen und Krebs besteht für alle Beteiligten, also beide biologische Geschlechter. Auch wenn bei HPV meist von Gebärmutterhalskrebs die Rede ist, erkranken Männer HPV-bedingt auch an Peniskrebs und Frauen wie Männer an Krebs in Mund und Rachen.
Was schützt vor HPV, Warzen und Krebs?
Die Praxis zeigt: Kondome mindern das Risiko einer Übertragung zwar, bieten aber keinen sicheren Schutz. Zuverlässig schützt nur eine Impfung.
Wer sollte sich wann impfen lassen?
Der ideale Zeitpunkt für die HPVImpfung ist vor der Pubertät, also bevor Jugendliche sexuell aktivwerden. Außerdem ist die Impfung bei einem jungen Immunsystem wirksamer. Am wirksamsten ist die Impfung zwischen dem 9. Und 12. Lebensjahr. Aber bis zum 30. Lebensjahr ist sie empfohlen und kostenlos, da die Wirksamkeit bis zu diesem Alter gut belegt ist. Sie kann aber auch darüber hinaussinnvoll sein, wenn man vor hat, noch weitere Sexualpartnerinnenoder Partner zu haben.
Warum sollten Mädchen und Jungen geimpft werden?
Die HPV befallen Schleimhäute und nehmen dabei keine Rücksicht aufs Geschlecht. Genitalwarzen sind bei Mädchen und Jungen nicht bloß ein ästhetisches Problem, im schlimmsten Fall können sie bei Frauen die Fruchtbarkeit gefährden. Männer haben insgesamt ein niedrigeres HPV-bedingtes Krebsrisiko, allerdings sind sie meist die Überträger, die Frauen infizieren. Neben dem Selbstschutz spricht also auch die Rücksichtnahme stark für die HPV-Impfung bei Männern.
Nur so unterbinden wir Keimsharing nach dem Motto „Mein HPV – dein HPV“ und erreichen das Ziel „Kein HPV!“
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte HPV bis zum Ende dieses Jahrhunderts ausgerottet werden. Aber das kann nur mit einer entsprechend hohen Impfquote gelingen, was in der Praxis leider nicht bloß an der Impfbereitschaft scheitert, sondern oft auch an globalen Krisen. Die Voraussetzung für ein erfolgreiches Impfprogramm ist oft Stabilität und Frieden. Wir haben also noch einiges zu tun.