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Home » Kindergesundheit » Mit kontrolliertem Stich gegen unkontrollierten Speichelfluss
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Der Neuropädiater Univ.-Prof. Dr. Günther Bernert erklärt im Interview, wie erhöhter bzw. unkontrollierter Speichelfluss behandelt werden kann.

Univ.-Prof. Dr. Günther Bernert

Neuropädiater, Präsident Österreichische Muskelforschung
Foto: Muskelforschung

Was bedeutet Sialorrhö?

Sialorrhö verwende ich als Begriff nicht so gerne, weil er unterstellt, dass eine vermehrte Speichelproduktion dazu beiträgt, dass der Speichel nicht im Mund gehalten werden kann und aus diesem herausrinnt. Eine schlechte Kontrolle oder eine Erhöhung des Speichelflusses, eine Hypersalivation, entsteht üblicherweise durch schlechtes Speichelmanagement: Das heißt, wenn der Speichel entweder nicht unwillkürlich nachgeschluckt wird, oder wenn inadäquater Mundschluss oder die Motorik der Zunge dazu beitragen, dass der Speichel nicht im Mund gehalten werden kann.

Welche Gefahren können dadurch gerade bei Kindern mit potenziell zusätzlich zugrundeliegenden Erkrankungen entstehen?

Es ist weniger eine Gefahr, als eine soziale Problematik, weil unkontrollierter Speichelfluss als unhygienisch und abstoßend wahrgenommen wird. Das kann zu einem sozialen Rückzug der Menschen, die darunter leiden, führen. Was passieren kann, ist das Einatmen des Speichels durch die Luftröhre aufgrund des nicht adäquaten Abschluckens. Wenn dies in einer gewissen Menge stattfindet, kann es durchaus zu Lungenproblemen in Kombination mit Infektionen kommen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten zur Behandlung. Allerdings haben alle den Nachteil, dass dadurch die Sekretproduktion auch in anderen Organsystemen gedrosselt wird; zum Beispiel auch im Verdauungstrakt, was den Weitertransport der Nahrung verlangsamt und so zu Verstopfungen führen kann. Daher sollte man nach Methoden suchen, die es erlauben, sehr gezielt Speicheldrüsen in ihrer Produktion zu drosseln. Wenn ein neurologischer Hintergrund vorliegt, ist daher das Beste, was man tun kann, ein zielgerichtetes Vorgehen, wo wir mit sehr dünnen Nadeln und Ultraschall kontrolliert die Speicheldrüsen direkt behandeln. Insofern ist das für mich das Mittel der Wahl.

Wie kann man betroffene Kinder darüber hinaus noch unterstützen?

Wenn es um Kinder mit neurologischen Erkrankungen bzw. mit chronisch-neurologischen Handicaps geht, kann die Mundmotorik inklusive der Motorik der Zunge trainiert und optimiert werden, etwa indem die richtige Körperhaltung im Sitzen und Essen eingenommen wird. Mit Hilfe von funktioneller Therapie, wie Physiotherapie oder Logopädie, kann diese zusätzlich trainiert werden.

MERZ-THERAPEUTICS-2021-11-004

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