Gluten, Milch, Eiweiß, Mais, Reis, Soja, Eier, Fleisch – Das klingt für viele wie eine Einkaufsliste, doch für Alice Tumler bedeutet das eine lange Liste an Lebensmitteln, auf die Sie wegen Nahrungsmittelintoleranzen verzichten muss.
Wann und wie haben Sie diese Unverträglichkeiten ursprünglich bemerkt?
Sie
haben sich langsam über ein paar Jahre hin entwickelt. Im Sommer 2013
habe ich gemerkt, dass ich Rindfleisch und Gluten nicht mehr sehr gut
vertrage. Ich bekam nach deren Verzehr immer Bauchweh und
Schlafprobleme.
Wie hat diese Diagnose Ihr Leben verändert? Was waren die ersten Herausforderungen?
Ab Anfang 2015 vertrug ich überhaupt kein Gluten mehr und sechs Monate später kamen alle anderen Unverträglichkeiten noch dazu. Zugleich wurde ich schwanger … Von einem Tag auf den anderen waren über 50 Prozent der Lebensmittel, die ich üblicherweise zu mir nahm, vom Speiseplan einfach weg. Ich stand manchmal ewig lang hungrig vor offenem Kühlschrank und wusste einfach nicht, was ich kochen sollte, um satt zu werden. Die größte Herausforderung war auf einmal das Einkaufen. Ich kann außer Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen eigentlich nichts in einem klassischen Supermarkt kaufen. Alle industriell gefertigten Lebensmittel – von Nudelsauce bis zu Keksen – beinhalten Nahrungsmittel, die ich nicht vertrage. Ich muss also permanent vorausdenken. Wenn ich beruflich ein paar Tage weg muss, dann beschäftigt mich das bereits eine Woche im Voraus.
Inwiefern sind Familie und Freunde mit diesen neuen Umständen konfrontiert? Finden Sie z.B. bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch auf einer regulären Speisekarte etwas Passendes zu essen?
Meine beiden Kindern haben auch diverse Intoleranzen entwickelt. Ein Gericht zu kochen, dass alle essen können, ist bei uns zu Hause eine echte Herausforderung. Ich gehe nur mehr selten ins Restaurant. Auf der regulären Speisekarte finde ich meistens gar nichts Passendes für mich und es passiert schon hin und wieder, dass ich hungrig das Restaurant wieder verlasse. Wenn wir mit Freunden essen gehen, dann suche ich meistens das Restaurant aus. Ich rufe immer ein paar Tage davor an und freue mich dann umso mehr, wenn sich der Koch ein bisschen Mühe für mich gibt und etwas Aufregendes auf meinen Teller zaubert!
Wie sieht bei Ihnen zuhause der ganz normale Frühstückstisch aus, ist es noch möglich, ein Frühstück zu zelebrieren?
Wir haben zum Glück eine tolle Bäckerei gefunden, die unglaublich leckeres Kastanien- und Kürbiskernbrot ohne Gluten, Reis und Mais herstellt. Das gibt es oft zum Frühstück. Meine jüngste Tochter trinkt in ihrer Babyflasche Bananen-Kokosmilch und ich mache mir oft Buchweizen-Porridge mit selbstgemachter Mandelmilch und viel frischem Obst. Wenn wir Zeit haben, gibt es frischgepressten Saft dazu.
Gibt es ein bestimmtes Lebensmittel worauf Sie besonders Heißhunger haben? Wie kompensieren Sie diese Momente?
Für mich ist es so, als gäbe es zahlreiche Lebensmittel einfach nicht mehr. Ich nehme sie regelrecht nicht mehr wahr. Wahrscheinlich ist das so eine Art psychologischer Überlebensmechanismus. Ich habe zurzeit seltsamerweise Heißhunger auf rohen Broccoli, Sellerie und Vogerlsalat! Aber ich träume davon, irgendwann wieder eine Pizza essen zu können.
Was geben Sie allen mit auf den Weg, denen gerade eine Nahrungsmittelintoleranz diagnostiziert worden ist?
Mir hat sehr geholfen, jeden Tag mindesten einen halben Liter frischen rohen Gemüsesaft zu trinken. Das führt dem Körper viele wichtige Mineralstoffe zu, die entzündungshemmend sind und dem Körper helfen, den Darm wieder zu heilen.