Michael Fischer
Country Lead Europe der Movember-Stiftung
Michael Fischer, Country Lead Europe der Movember-Stiftung, im Interview über die Organisation Movember, deren Ziele und auch über eine zeitgemäße Interpretation der gesellschaftlichen Rolle des Mannes.
Was ist Movember?
Movember ist die führende Wohltätigkeitsorganisation, die das Gesicht der Männergesundheit auf globaler Ebene verändert. Wir konzentrieren uns auf psychische Gesundheit und Suizidprävention, Prostatakrebs und Hodenkrebs. Mit Spendengeldern, die von unserer weltweiten Gemeinschaft gesammelt werden, finanzieren wir bahnbrechende medizinische Forschung, innovative Krebstests und -behandlungen sowie Projekte im Bereich der psychischen Gesundheit. Wir unterstützen mehr als 1.250 Gesundheitsprojekte für Männer auf der ganzen Welt.
Seit dem Start von Movember 2003 in Australien haben sich bereits mehr als sechs Millionen Menschen der Bewegung angeschlossen. Ich glaube, dass das ein gutes, wichtiges Zeichen für die Männerge- sundheit ist.
Wie schaffen wir es, mehr Männer zu Vorsorgeuntersuchungen zu bringen?
In erster Linie durch kontinuierliche Aufklärungsarbeit und Informationen. Wir bleiben mit unserer Community im Gespräch, erklären das Thema Vorsorge gemeinsam mit Betroffenen aus unserem Netzwerk und versuchen so, dem rechtzeitigen Gang zum Arzt den Schrecken zu nehmen. Wir wollen dabei immer wieder deutlich machen, dass Vorsorge Leben retten kann. Dabei unterstützen uns auch weltweit unsere Botschafter aus Sport, TV und Film, die gemeinsam mit uns dieses wichtige Thema nach außen tragen.
Außerdem entwickeln wir auch gezielte Kommunikationsmaßnahmen, die Männer dazu ermuntern sollen, bei sich selbst Hand anzulegen. Ein Beispiel dafür ist ein wasserfester Sticker, der das Abtasten von Hoden in drei einfachen Schritten erklärt und der wunderbar in die Dusche geklebt werden kann. So wird „Mann“ beim Duschen täglich daran erinnert, seinen eigenen Körper im Blick zu haben.
Wie geht man als moderner Mann mit dieser Erwartungshaltung um? Was bedeutet Männlichkeit überhaupt?
Männliche Stereotype wie Stärke, Unabhängigkeit und Risikobereitschaft scheinen nicht gut vereinbar damit, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern – oder sich Probleme einzugestehen. Das Gesundheits- verhalten hängt leider nicht selten von den Geschlechterrollen ab. Bei Schmerzen und Problemen „beißen Männer eher mal die Zähne zusammen“, als sich medizinische Hilfe zu holen. Erst recht sehen sie offen- bar keinen Sinn darin, zum Arzt zu gehen, wenn gar nichts wehtut. Doch genau das ist das Prinzip der Gesundheitschecks: Diese Untersuchungen richten sich an Menschen ohne starke Beschwerden körperlicher oder mentaler Art, mit dem Ziel, Krankheiten in einem frühen Stadium zu erkennen. Und das kann lebenswichtig sein.
Wir versuchen in unserer Kommunikation aktiv dagegenzusteuern. In unseren Kampagnen zeigen wir Männer, die über Probleme sprechen, die Schwächen zugeben, und fordern unsere Community auf, sich uns anzuschließen. Wir lassen Männer in allen Lebenslagen zu Wort kommen: ob den jungen Vater, der müde, erschöpft und einfach nur überfordert ist, oder den Opa, der an Prostatakrebs leidet und gemeinsam mit seiner Frau über die nächsten Schritte spricht. Männlichkeit hat viele Facetten und wir wollen alle zeigen, nicht nur das, was in der Gesellschaft gerne gesehen wird.
Was wünschen Sie sich für die nächsten zehn Jahre von Movember? Und abschließend: Warum Schnurrbart?
Ich hoffe, dass wir als Bewegung weiterhin wachsen und immer mehr Menschen mit unserer Arbeit erreichen. Ich hoffe, dass wir weiterhin viele Forschungsprojekte durch die gesammelten Spendengelder anstoßen können und so medizinischen Fortschritt im Kampf gegen Hoden- und Prostatakrebs sowie für die seelische Gesundheit und Suizidprävention leisten. Und wenn wir auf diesem Weg das Männlichkeitsbild in den Medien, in der Werbung nachhaltig verändern können, dann haben wir in zehn Jahren schon viel geschafft.
Der Schnurrbart ist dabei ein Symbol für unsere Bewegung, der uns in unserem Anliegen verbindet. Er regt Gespräche an und hilft dabei, mit Menschen in Kontakt zu kommen.
