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Männergesundheit

Parameter der Gesundheit

Foto: Movember

„Die gutartige Prostatavergrößerung betrifft früher oder später fast jeden Mann“, meint Priv. Doz. Dr. Martin Marszalek, Vorstand der Abteilung für Urologie am Klinikum Donaustadt, im Interview über ein weitverbreitetes „Männerproblem“.

Priv. Doz. Dr. Martin Marszalek

Vorstand der Abteilung für Urologie am Klinikum Donaustadt
© Foto: ZVG

Wie äußert sich die Veränderung der Prostata bei dieser Erkrankung?

Die Prostata ist eine relativ kleine Drüse mit zirka 4 cm Durchmesser und liegt direkt unter der Harnblase. Bei einer zunehmenden Vergrößerung drückt das Gewebe auf die Harnröhre, die inmitten der Prostata verläuft. So entsteht das Gefühl, ständig die Toilette aufsuchen zu müssen. Die gutartige Prostatavergrößerung – die sogenannte benigne Prostatahyperplasie – unterscheidet sich vom bösartigen Prostatakarzinom vor allem in ihrer Entstehung. Die Vergrößerung des Gewebes wird nicht durch ein unkontrolliertes Zellwachstum, wie es bei Krebs der Fall ist, ausgelöst, sondern durch eine Vermehrung und einen Umbau des Prostatadrüsengewebes. Dadurch kann es, bildlich und vereinfacht gesprochen, zu einem Stau im Gewebe kommen. Diese gutartige Prostatavergrößerung ist relativ häufig; jedoch muss ein Wachstum nicht immer Beschwerden hervorrufen. Manche Männer leiden selbst mit einer stark vergrößerten Prostata unter keinerlei oder nur geringen Einschränkungen, während andere schon mit einer geringfügig angewachsenen Prostata einen starken Leidensdruck verspüren.

Gibt es eine bestimmte Altersgruppe, in der Männer häufiger betroffen sind?

Klassischerweise sind Männer ab zirka 50 Jahren mit zunehmenden Beschwerden konfrontiert. Dabei kommt es zu einem Nachlassen des Harnstrahldrucks, was zu einem unangenehmen Druckgefühl auf die Blase führt, da sich letztere nicht vollständig entleert. Nicht entleerter Urin kann sich letztlich auch bis in die Nieren rückstauen, was diffuse Nierenschmerzen auslösen kann. Die betroffenen Männer sind außerdem zunehmend müde, weil sie durch das Druckgefühl auf die Blase nachts häufiger wach und im Alltag dadurch gereizter sind. Wird dann zusätzlich noch etwas Blut im Harn entdeckt, kann dies verständlicherweise Panik herbeiführen. Trotzdem muss nicht immer gleich das Schlimmste angenommen werden. Denn die gutartige Prostatavergrößerung kann sehr gut in unterschiedlichen Behandlungssträngen therapiert werden; und die Prostata muss dabei auch nicht entfernt werden, wie es bei Prostatakrebs der Fall sein kann.

Wie wird die gutartige Prostatavergrößerung diagnostiziert?

Zuallererst wird sichergestellt, dass keine bösartige Veränderung – also Prostatakrebs – vorliegt. Dies erfolgt mittels Tastuntersuchung, Ultraschall und einer Bestimmung des PSA (prostataspezifisches Antigen) Wertes – einer Blutabnahme. Eine Ultraschalluntersuchung von Nieren, Blase und ggf. Hoden sowie eine Harnanalyse komplettieren die Vorsorgeuntersuchung. Sobald das Ergebnis feststeht, wird gemeinsam mit dem Patienten ein individueller Behandlungsplan entwickelt.

Wie kann die Prostatavergrößerung behandelt werden?

Es gibt den operativen und den medikamentösen Weg. Ein operativer Eingriff kann schnell anhaltende Ergebnisse erzielen, dabei kommt es aber auch auf die gewählte Methode an. Im chirurgischen Bereich haben sich drei Formen der Therapie etabliert. Bei der klassischen Ausschabung der Prostata – man kann sich das so vorstellen, als ob eine Orange innen ausgehöhlt wird – werden die überschüssigen Zellen entfernt und so der Druck vom Gewebe genommen. Weiters sind die Lasertherapie und die Wasserdampfablation zu nennen. Die ersten beiden Methoden werden unter Vollnarkose durchgeführt, während die Wasserdampfablation unter Lokalanästhesie angewandt wird.

Wo liegt der Vorteil dieser Therapie?

Diese Therapie eignet sich für Männer, die keine Narkose bekommen dürfen. Sie wurde an unserer Abteilung nach internationalem Vorbild eingeführt, um Männern mit diesen Voraussetzungen den Katheter zu ersparen und ihnen mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Bei dieser Methode wird mit einer kleinen Kanüle Wasserdampf durch die Harnröhre eingebracht, der die Zellen zersetzt. Allerdings stellt sich der Erfolg nicht sofort ein, das heißt, es können Wochen vergehen, bis eine Veränderung spürbar ist. 

Auch wenn solche operativen Methoden schneller wirken können, so entscheiden sich viele vorerst dennoch für den medikamentösen Weg. Es gibt gut erforschte Medikamente, die regularisch unterschiedlich in den Stoffwechsel der Prostata eingreifen. Außerdem werden zunehmend neue Behandlungsmethoden erforscht, denn auch in der Forschung wächst das Bewusstsein für Männergesundheit.

Was möchten Sie Männern zum Thema Vorsorge mitgeben?

Zirka ab dem 35. Lebensjahr nimmt die Prostata durch ihre hormonelle Umstellung etwas an Umfang zu, was aber noch kein Grund zur Sorge ist. Wichtig sind vor allem der regelmäßige Check bei einem Urologen oder einer Urologin Ihres Vertrauens und ab dem 45. Lebensjahr auch die empfohlenen zusätzlichen Vorsorgeuntersuchungen. Ich würde mir noch viel mehr Bewusstsein für die Pflege der Gesundheit wünschen – und auch, dass man(n) nicht erst reagiert, wenn es zwickt und schmerzt. Hier lässt sich in den letzten Jahren schon ein positiver Trend erkennen. Man(n) muss sich nicht unnötig quälen, für die verschiedensten Beschwerdebilder gibt es gute, individuelle Lösungen. 

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