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Bauchgesundheit

CED-Therapie: Innovativ und individuell abgestimmt

© MMD-Creative - stock.adobe.com

Auf der Suche nach der bestmöglichen Behandlung gewinnt die ärztliche Kommunikation mit den Patient:innen stetig an Bedeutung. Weshalb dem so ist, erklärt Gastroenterologe Alexander Moschen.

Univ.-Prof. Dr. Alexander R. Moschen PhD

Vorstand Universitätsklinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie
© Kepler Universitätsklinikum

Was passiert im Körper bei Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen (CED)?
Es besteht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Darminhalt, wo ständig Nährstoffe durch die Mikroflora verwertet werden, und Immunsystem, das die körperfremden Anteile überwacht. Bei chronisch entzündlichen Erkrankungen ist dieses Gleichgewicht aufgrund genetischer Veranlagungen gestört: Es kommt dann zu Immunreaktionen gegen mikrobielle Bestandteile, gegen die das Immunsystem nicht reagieren sollte. Wenn das Immunsystem nicht in der Lage ist, diese Immunreaktion wieder einzufangen, kommt es zu einer chronischen Erkrankung, die im gesamten Körper weitreichende Folgen haben kann.

Wie wichtig ist eine frühzeitige Diagnose?
Wir gehen davon aus, dass durch eine frühe Diagnose, eine exakte Einschätzung von Verlauf und Risiko der Erkrankung sowie durch den raschen Einsatz moderner Medikamente ein mitunter qualvoller Verlauf der Erkrankung verhindert oder zumindest deutlich abgeschwächt werden kann. Die Diagnose braucht aber Erfahrung, denn es gibt keine – wie bei anderen Erkrankungen der Fall – eindeutigen Diagnoseregeln. Die Diagnose einer CED beruht immer auf der Zusammenschau von Einzelbefunden – etwa mittels bildgebender Verfahren, Gewebeproben, Biomarkern und nicht zuletzt der Informationen, die die Patient:innen uns geben – und schließlich des Ausschlusses von Differenzialdiagnosen. Ein Leitsymptom ist aber Durchfall, der von Blut oder Schleim begleitet wird und über mehr als vier Wochen fortbesteht. 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei CED?
Neben bewährten Medikamenten setzen wir hier seit ein paar Jahren auf sogenannte Biologika. Das sind Antikörper, die man sich vom menschlichen Immunsystem abgeschaut hat und die darauf abzielen, Fehlreaktionen des Immunsystems zu korrigieren, indem sie entweder Rezeptoren oder die Signalübertragung blockieren. In dieser Gruppe kommen stetig neue Wirkstoffe hinzu. Da die Therapielandschaft komplexer wird und gleichzeitig klare Leitlinien für eine bereits initial bestmögliche Therapie fehlen, kommt der Kommunikation mit den Patient:innen eine entscheidende Rolle zu, um gemeinsam mit ihnen die Medikation hinsichtlich Wirksamkeit, Verträglichkeit und individueller Präferenzen optimieren zu können. Nur so ist sichergestellt, dass Patient:innen auch den Willen haben, die Therapie konsequent mitzutragen.

Reicht das gesunde „Bauchgefühl“ der Patient:innen allein oder braucht es auch regelmäßige Kontrollen?
Vor allem in der Initialphase und bei der Neueinstellung von Medikamenten braucht es einen engmaschigen Austausch mit den Patient:innen, um den Therapierfolg bestimmen und Anpassungen vornehmen zu können. CED kann mit Komplikationen im Bereich der Gelenke, Knochen, Augen und Haut verbunden sein sowie mit einem erhöhtem Darmkrebsrisiko einhergehen. Wenn Patient:innen über viele Jahre daran leiden, braucht es eine Person, die sicherstellt, dass das Management der Patien:innen sinnvoll und korrekt durchorganisiert ist und Risiken regelmäßig überprüft werden. Die Behandlung und die Diagnose der CED sind eine Teamanstrengung von Radiolog:innen, Chirurg:innen, Psycholog:innen, Diätolog:innen sowie, im Falle von Komplikationen, anderen Fachärzt:innen. Es macht für Patient:innen also Sinn, sich an einem spezialisierten Zentrum von einem Netz erfahrener Ärzt:innen betreuen zu lassen.

BU: Univ.-Prof. Dr. Alexander R. Moschen, Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin 2 am Kepler Klinikum Linz
Mein Lieblingsorgan ist der Dickdarm. Ich finde es faszinierend, dass die Natur in einem Lebewesen, das von Sauerstoff abhängig ist, einen anaeroben Bioreaktor geschaffen hat. Für mich ist das der ultimative Beweis der Symbiose von Mensch und Mikrobiom. Gerade beim Mechanismus der Sprache zwischen dem menschlichen Körper und dem Mikrobiom gibt es noch unendlich viel zum Wohle der Patient:innen zu entdecken. 

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