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Gute Haltung, schlechte Haltung!?

Credits: shutterstock

Wie wirkt die Körperhaltung auf den Bewegungsapparat und die mentale Verfassung in der individuellen Lebenswelt? 

Julian Edlhaimb

Präsidiumsmitglied bei PhysioAustria

Die körperliche Haltung und Belastung spiegeln sich in der deutschen Sprache und in der soziokulturellen Lebenshaltung wider. Positiv emotional aufgeladen werden die gerade, offene Haltung, das „Rückgrat-Zeigen“ oder auch der aufrechte Gang beschrieben. Häufiger jedoch wird die negative Bewertung in Ausdrücken sichtbar, wie beispielsweise in der schlampigen, krummen Haltung, der Fehlhaltung, dem „Buckeln“ oder dem „Kopf-Hängen-Lassen“. 

In Zeiten des Home-Office ist das Fachpersonal in Gesundheitsberufen mit Patient:innen konfrontiert, deren körperlich-leibliche Beschwerden nicht selten auf behelfsmäßig eingerichtete Arbeitsplätze zurückzuführen sind. Oft werden arbeitsabhängige Belastungen nach statischer Haltung, dynamischen Tätigkeiten wie Heben und Tragen hoher Lasten und sich wiederholenden Bewegungsabläufen beurteilt. 

Die genannten Risikofaktoren sind im biomechanischen Teilbereich des physiotherapeutischen Prozesses in den Blick zu nehmen. Die Tücke dieser belastenden Situation liegt in der Monotonie der Bewegungsabläufe, wobei Betroffene oft intuitiv eine ausgleichende Bewegung durchführen. Wird beispielweise über einen längeren Zeitraum eine gebeugte Körperhaltung eingenommen, die Beschwerden verursacht, kann selbstregulativ die Gegenbewegung in eine gestreckte Richtung erfolgen. Wird diese kontrolliert repetitiv durchgeführt, ist eine Besserung etwaig entstandener Symptome möglich und als prophylaktische Ausgleichsübung geeignet. 

Neben gegenläufigen Bewegungsmustern nimmt die Fitness des Menschen eine weitreichende Rolle in der Schmerzwahrnehmung ein. So stellt regelmäßige körperliche Aktivität, und hier ist niederschwellig schon ein täglicher Spaziergang von dreißig Minuten gemeint, eine effektive Strategie zur Prävention und Therapie arbeitsabhängiger Beschwerden dar. 

Abseits der biomechanischen Entstehung von Symptomen umfasst die physiotherapeutische Betrachtungsweise in einem bio-/psycho-/sozioökologischen Modell ergänzend psychische Belastungen sowie Einflüsse der sozialen und ökologischen Lebenswelt des Menschen. Die aktuelle Literatur hebt jene Bereiche besonders hervor und attestiert eine rein biomechanische Herangehensweise als unzureichend. Folglich sind Arbeitsatmosphäre, hierarchischer Druck oder angespanntes Beziehungsklima im Team relevante Risikofaktoren bei der Entstehung klinischer Beschwerden. 

Persistieren Symptome am Bewegungsapparat trotz eigenem Bewegungsmanagement, ist ein multiprofessionelles Behandlungskonzept von Medizin, Physiotherapie und Psychotherapie anzustreben. Mit diesem Modell wird von linear-kausalem Ursache-Wirkungs-Denken abgerückt und ein multimodales Gesamtgeschehen begriffen. 

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