Die österreichische Schauspielerin Mona Seefried, seit mehr als 40 Jahren im Geschäft, spricht über die Wirkung des eigenen Gesichts und warum es einfach nicht möglich ist, nach einem langen Drehtag noch frisch auszusehen.
Mona Seefried
Österreichische Schauspielerin © Foto: Alexander Wiedl
Wie wichtig war und ist eigentlich Ihr Gesicht für Ihre Karriere?
Das Gesicht ist ja nur ein Teil eines Schauspielers. Klar, das Gesicht sieht man als erstes – egal, ob in der Kamera oder auf der Bühne. Wobei es in der Kamera noch deutlicher ist. Sagen wir mal so: Ich persönlich bin grundsätzlich dafür, dass Eitelkeit nicht so wichtig genommen wird, gerade als Schauspielerin. Man muss nicht immer nur schön und jung sein.
Ich bin ein großer Befürworter dessen, dass man das Gesicht eines Schauspielers auch nackt sehen kann und darf und soll. Damit meine ich gar nicht nur immer ungeschminkt, obwohl ich da auch nichts dagegen habe. Sondern einfach ehrlich und ohne sich zu verstellen. Denn das wirkt auch sympathisch und macht authentisch. Und die meisten Zuseher wünschen sich ja einen Schauspieler, der authentisch und ehrlich rüberkommt.
Also ist das Gesicht auch Spiegel der Seele?
Ich denke schon, ja. Denn im Gesicht kommt alles raus, was man sich im Innersten denkt. Das kann bei manchen Schauspielern auch einmal zu viel sein, etwa wenn die Mimik zu groß und zu überzeichnet wirkt. Gerade als Schauspieler muss man da sehr vorsichtig sein, was man mit seinem Gesicht macht. Man muss etwa aufpassen, dass man sein Gesicht nicht allzu viel bewegt.
Denn sonst wirkt das Schauspiel auf den Zuseher sehr schnell gekünstelt und unnatürlich. Auch muss man als Schauspieler sehr genau wissen, was das Gesicht alles auszudrücken vermag. Denn das Gesicht drückt ja bei jedem Menschen die Gefühle aus. Schließlich gibt es zahlreiche Profis, auch bei der Polizei, die am Gesicht genau erkennen können, was dieser Mensch denkt und ob er gerade lügt.
Würden Sie sagen, dass das Gesicht und die Mimik bei einem Schauspieler noch wichtiger sind als bei jemandem, der nicht auf der Bühne steht?
Berufsbedingt natürlich schon. Wenn die Mimik mit meiner Rolle nicht übereinstimmt, fällt das viel mehr auf als beim „Normalo“ im Supermarkt. Wobei es auch da schnell unecht wirken kann.
Setzen Sie ihr Wissen um die Macht der Mimik eigentlich auch im Alltag bewusst ein?
Bewusst wäre zu viel gesagt. Aber in manchen Situationen macht man’s natürlich, na klar. Ich glaube, dass ein Schauspieler im Allgemeinen genau weiß, wie er zu schauen hat, wenn er gewisse Gesprächspartner hat oder wenn es eine bestimmte Lebenssituation erfordert.
Denn als Schauspieler weiß man ja, wie schon erwähnt, ganz genau, was das Gesicht alles ausdrücken kann. Ich sag einmal so: Ein Schauspieler kann im Alltag sicherlich besser und gekonnter lügen als jemand, der nicht auf der Bühne oder vor der Kamera steht (lacht).
Worauf sollte man bei der eigenen Mimik achten, insbesondere in Bezug auf die Fremdwahrnehmung?
Schon mein Leben lang beobachte ich sehr gerne Menschen in den unterschiedlichsten Alltagssituationen. Wenn ich etwa in einem Kaffeehaus sitze, schaue ich mir leidenschaftlich gern die Menschen in meiner Umgebung an. Wenn die oft wüssten, was sie alles unbewusst mit ihrem Gesicht ausdrücken und was da alles völlig unbewusst in ihrem Gesicht passiert… Das ist oft sagenhaft und hochinteressant. Das Gesicht allgemein sagt mir schon sehr, sehr viel über den Menschen.
Insbesondere die Augen nehmen dabei einen großen Stellenwert ein. Oft sagen die Augen etwas ganz anderes, als der Mund ausdrückt. Daran erkennt man sehr schnell, ob jemand ehrlich sagt, was er sich denkt, oder ob er lügt. Ich sehe meinem Gegenüber auch meist sehr intensiv in die Augen. Denn in den Augen sieht man immer die Wahrheit. Der Spruch „Die Augen können nicht lügen“ stimmt meiner Ansicht nach so gut wie immer.
Sind für einen Schauspieler eigentlich die Mimik, die Körpersprache oder die Stimme am wichtigsten? Lässt sich das überhaupt sagen?
Nein, das lässt sich so nicht sagen. Denn alle drei Punkte sind für uns sehr, sehr wichtig. Ohne einen dieser drei Punkte kann man einfach kein guter Schauspieler sein. Natürlich ist es so, dass bei jemandem, der viel Hörfunk macht, die Stimme essenziell und am wichtigsten ist. Sie muss ja neben dem gesagten Wort noch viel mehr rüber bringen. Auch die Mimik und Gestik, die im Hörfunk fehlt. Wenn man hingegen auf einer Bühne steht, sieht der Zuschauer von einem immer die Totale.
Man ist für den Zuschauer stets als Gesamtbild präsent. Das heißt, ich muss mit meinem Körper und mit meiner Stimme und mit meinem Gesicht darauf achten, dem Zuschauer verständlich zu machen, was ich ausdrücken will. Das darf manchmal auch ruhig etwas überzeichnet sein. Und vor der Kamera ist es wieder ganz anders. Denn eine Kamera kann sehr intim sein. Da ist es wichtig, nicht zu viel zu machen, um glaubwürdig zu bleiben.
Aber grundsätzlich ist es so, dass schon allein die Stimme unglaublich viel über einen Menschen aussagt. Nicht nur bei einem Schauspieler. Viele Menschen im Alltag etwa sprechen zu hoch und zu gepresst, weil sie zu verspannt und verkrampft sind. Stress und Anspannung macht die Stimme höher. Und eine hohe Stimme ist auch immer unangenehmer zu hören als eine tiefere Stimme.
Grundsätzlich sagen alle drei Punkte sehr viel über einen Menschen aus. Und als Schauspieler müssen Körpersprache, Mimik und Stimme einfach hinhauen, das muss man im Griff haben, das muss man schlichtweg können. Sonst kann man kein guter Schauspieler sein.
Kommen wir wieder zum Gesicht zurück. Wie sieht eigentlich Ihre tägliche Gesichtspflege aus?
Ich bin keine dieser Damen, die ins Kosmetikstudio oder zu einem Schönheitsarzt gehen. Ich würde mir niemals irgendetwas spritzen, schneiden, straffen lassen. Ich stehe zu jeder Falte in meinem Gesicht, auch wenn sie manchmal nicht lustig sind. Aber das gehört für mich einfach dazu. Ich bin nun schon seit 42 Jahren als Schauspielerin tätig und werde dabei fast täglich geschminkt. Da muss dann natürlich auch die Hautpflege stimmen.
Denn täglich die Schminke ins Gesicht zu bekommen, ist ja für die Haut nicht ganz ohne. Ich schminke mich etwa jeden Tag sehr gründlich ab. Da achte ich sehr darauf und das kann ich nur jeder Frau empfehlen. Die Augen schminke ich mit einem speziellen Abschminköl ab, das Gesicht mit Abschminktüchern, die porentief reinigen. Das ist das A und O, denn sonst bekommt die Haut ja keine Luft.
Weiters verwende ich regelmäßig eine Augencreme und eine Tages- und Nachtcreme. Denn Nährstoffe sind für die Haut ganz wichtig. Und am Wochenende schminke ich mich in der Regel überhaupt nicht, denn wenn ich nicht vor der Kamera stehe, versuche ich möglichst viel Luft an meine Haut zu lassen. Ich verwende aber nicht diese superteuren, oberklassigen Cremes oder Pflegeprodukte, denn Falten kann man auch damit nicht wegzaubern. Grundsätzlich sollten Frauen mehr Mut aufbringen, zu ihren Falten zu stehen.
Ist es möglich, selbst nach einem langen Drehtag noch frisch auszusehen?
Nein, zumindest gelingt mir das nicht. Nach einem langen Drehtag sehe ich nicht mehr frisch, sondern nun einmal abgekämpft aus. Das ist auch völlig normal. Einen Teil dazu tragen auch die furchtbaren Drehzeiten im deutschsprachigen Raum bei. In Frankreich beispielsweise dreht man erst von 11 Uhr vormittags bis abends. Wir im deutschsprachigen Raum drehen aber von morgens bis abends, oftmals auch den ganzen Tag durch.
Und da muss man natürlich schon sagen, dass ein Gesicht, das um 7 Uhr früh geschminkt wird, nicht den ganzen Tag wach und frisch aussehen kann. Wenn man das als gegeben hinnimmt, ärgert man sich auch viel weniger darüber. Und ärgern bringt gar nichts, außer Falten.