In Kooperation mit

Für neurologische Erkrankungen wirksame Behandlungsmöglichkeiten zu finden ist Teil der besonderen Expertise der Klinik Maria Theresia am Radkersburger Hof. Primarius Dr. Wolfgang Kubik, Neurologe und Ärztlicher Leiter des Radkersburger Hofs, gibt im Interview Einblick in moderne Therapieansätze.

Primarius Dr. Wolfgang Kubik
© Marion Luttenberger
Neurologe und Ärztlicher Leiter des Radkersburger Hofs
Sie wirken seit 22 Jahren an der Klinik Maria Theresia. Wo liegt der Behandlungsschwerpunkt?
Die Klinik Maria Theresia befasst sich vorwiegend mit neurologischen und orthopädischen Erkrankungen, und zwar in jedem Lebensalter. Dabei trifft man auf viele Krankheitsbilder, die im Alltag in Akutkliniken eher selten bis gar nicht vorkommen, etwa degenerative oder neuromuskuläre Erkrankungen. Die Konzepte sind von Alter und Schweregrad der Defizite abhängig.
Gibt es eine Erkrankung, die man beispielhaft herausgreifen könnte?
Ja, die Multiple Sklerose. Sie ist eine degenerative Erkrankung, die im Laufe des Lebens durch eine Entzündung im Zentralnervensystem entsteht, die sich meist nicht verhindern lässt. Wir begleiten betroffene Patient:innen von Anfang an, wobei den Menschen zunächst der Umgang mit ihrer Erkrankung gelernt werden muss. Dann geht es darum, die Tagesstruktur zu verbessern und den Verbleib im Arbeitsleben so lang wie möglich sicherzustellen. Außerdem sollen Beschwerden gelindert, die Selbständigkeit erhalten und die Sinne behalten werden.
Was bedeutet das genau?
Zu den Sinnen zählt auch das Gleichgewicht. Es ist ein wesentlicher Faktor für ein selbstbestimmtes Leben. Bei multipler Sklerose kommt es häufiger vor, dass der Gleichgewichtssinn gestört ist, oder auch, dass Patient:innen schlechter sehen. Das führt zu Beeinträchtigungen im Alltag und zu weniger Bewegung – was wiederum weniger Muskelmasse und damit eine Verstärkung der Beschwerden zur Folge hat. Auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist oft negativ betroffen.
Das klingt nach einer Verbindung von Körper und Geist?
Ja, das alles spielt sich in einer komplexen Fusion der Sinnesleistungen im Gehirn ab. Im Prinzip funktionieren wir so: Zuerst haben wir eine sensorische Wahrnehmung, dann kommt die psychische, und zuletzt die motorische Verarbeitung. Als Mensch brauchen wir alle drei Teile, um uns vollwertig zu fühlen. Man muss bedenken, wie unser Gehirn in der Praxis funktioniert. Wir brauchen eine Motivation, etwas zu leisten. Diese Motivation kann sein, etwas zu sehen, Hunger zu haben oder Ähnliches. Sie ist die Grundlage dafür, dass Handlungen geplant und umgesetzt werden, und zwar zunächst im Gehirn und dann erst in der Motorik. Es braucht also eine sensorische Leistung, um Handlungen zu sehen oder zu spüren – und das integrieren wir in spätere Motivation. Dieser sogenannte senso-psychomotorische Kreis ist wissenschaftlich gut erforscht. Wenn es hier eine Störung gibt, sind wir im schlimmsten Fall für immer auf Pflege angewiesen, weil wir nicht mehr richtig funktionieren.
Was bedeutet das mit Blick auf die Rehabilitation?
Wir konzentrieren uns – aus besagten Gründen – auf die Motivation der Patient:innen. Wir erarbeiten mit Ihnen eine Ausgangslage, in der Sie eine größere Motivation haben. Ihr bewusstes Handeln muss in eine unbewusste Form übergehen, die nicht mehr wahrgenommen wird, aber besonders wichtig ist. Hier trainieren wir dann aktiv an, was gebraucht wird, etwa beim Gehen oder Essen.
Welche modernen Therapieansätze gibt es hierbei?
Der Mensch ist ein Handlungswesen, und alles, was er in der Realität tun kann, ist interessant. In der Therapie nutzen wir fortschrittliche Technologien, um die Genesung zu unterstützen. Während virtuelle Realität und Exo-Skelette zukünftig vielversprechend sind, setzen wir aktuell bereits das Therapiegerät LEXO von Tyromotion ein, das gezielt Bewegungsabläufe fördert und dabei Patient:innen Sicherheit und Unterstützung bietet. Diese Technologien zeigen, dass wir uns auf einem fortschrittlichen Weg befinden, der kontinuierlich weiterentwickelt wird.