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Home » News » Postmenopausale Blutungen: Exakte Diagnose statt belastender Abklärung
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Postmenopausale Blutungen sind ein zentrales Symptom des verbreiteten Endometriumkarzinoms. Das Abklären und der Weg bis zur richtigen Diagnose sind oft belastend. Patientin Silvia Gamper hat nach Alternativen gesucht – erfolgreich.

Wie hat sich dieses Verdachtsmoment für Endometriumkarzinom dargestellt?

Ich wurde im April 2023 von einer postmenopausalen Blutung überrascht. Weil ich schon öfter gehört oder gelesen hatte, dass eine Blutung, die mehr als zwölf Monate nach der letzten Monatsblutung auftritt, ein Anzeichen einer Krebserkrankung sein kann, hat mich das dann doch recht erschrocken. Ich habe daraufhin meine Gynäkologin kontaktiert und binnen weniger Tage einen Termin bekommen. Bei einer Ultraschalluntersuchung meiner Gebärmutterschleimhaut waren Unregelmäßigkeiten und Verdickungen erkennbar. Für meine Ärztin war, in Kombination mit der Blutung, daher klar, dass es weiterer Abklärung bedarf: Aufdehnung des Gebärmutterhals-Kanals, Spiegelung der Gebärmutterhöhle sowie Ausschabung der Gebärmutter unter Vollnarkose. Der Gedanke war sehr belastend. Ich habe aber zur Sicherheit rasch einen Termin im Krankenhaus vereinbart und auch bekommen.

Hatten Sie die Gelegenheit, die Diagnose mit Ihrer Ärztin davor zu besprechen?

Instinktiv hatte ich das Gefühl, dass ich das nicht machen will und wollte diesen Eingriff abwenden. Deswegen habe ich noch im Gespräch mit meiner Gynäkologin darüber nachgedacht, was noch die Ursache sein könnte. Ich habe ihr erzählt, dass ich an einer Kalkschulter laboriere und viele, leider wenig wirksame Medikamente eingenommen habe. Als meine Gynäkologin gefragt hat, ob ich auch mit Kortison behandelt worden bin, und ich das bejahte, sagte sie: „Na, da haben wir es schon.“ Ich habe mir den Beipacktext organisiert, um nachzulesen und mich selbst nochmal davon überzeugt. Auch in der facheinschlägigen Literatur werden Blutungen als Nebenwirkung von Kortison im Zusammenhang mit orthopädischen Beschwerden ausführlich besprochen.

Was hat aus Ihrer Sicht gegen eine Ausschabung gesprochen?

Ich habe eigentlich keine große Angst vor dem Eingriff oder der Narkose. Wenn es wirklich notwendig wäre, würde ich es machen. Nachdem meine Gynäkologin mich aber aktiv auf die Kortison-Behandlung angesprochen hat und ich es auch selbst nachgelesen hatte, waren für mich der hohe Aufwand und die Belastung durch den Eingriff in Anbetracht des wahrscheinlich geringen Nutzens nur schwer zu rechtfertigen: Ein operativer Eingriff unter Vollnarkose erschien mir reichlich exzessiv, um eine höchstwahrscheinlich harmlose und vorübergehende Blutung abklären zu lassen. Das war für mich auf jeden Fall eine Hürde. Gleichzeitig wollte ich aber auch, dass die Blutung professionell abgeklärt wird. Gerade bei Gebärmutterkörperkrebs sind eine Früherkennung und ein rascher Behandlungsbeginn sehr wichtig. Zwischenzeitlich hatten die Blutungen auch wieder aufgehört und ich hätte einfach so weiterleben können. Aber es bleibt dann doch im Hinterkopf und einen ärztlichen Rat so einfach in den Wind zu schießen, ist keine Lösung.

Wie haben Sie diese Situation damals wahrgenommen?

Das war schon belastend. Ich habe aber in meinem sozialen Umfeld sehr offen darüber sprechen und mich austauschen können. Das Verständnis, das ich von Familie und Freunden erfahren habe, hat gutgetan, aber sie haben mir natürlich auch keine fachlichen Ratschläge erteilen können. Ein Freund hat erzählt, dass seine Mutter an einem Endometriumkarzinom verstorben ist. Das hat meine Situation realer und einschneidender gemacht. Ich habe zwar keine genetische Vorbelastung, aber mit Blick auf mein Alter bin ich Teil der Risikogruppe.

Das war dann auch der Zeitpunkt, wo Sie zu recherchieren begonnen haben?

Ich hätte nach etwa zwei Wochen einen Operationstermin im Krankenhaus gehabt. Dort habe ich auch die Voruntersuchungen absolviert, damit ich keine Zeit verliere und bereit für die OP bin, sollte sich nichts anderes ergeben. Dabei habe ich auch auf das Kortison hingewiesen. Man hat mir aber erklärt, dass man die Behandlung entsprechend der Leitlinie – also Gebärmutterspiegelung und Curettage – durchführen müsse, was ja auch nachvollziehbar ist. An meinem Dilemma hat das aber nichts geändert. Ich habe mir gedacht, dass es doch eine Alternative geben muss – etwas, das genauer als eine Ultraschalluntersuchung ist, vielleicht ein MRT oder eine Blutuntersuchung? Schließlich gibt es bei anderen Krebserkrankungen auch Tumormarker, die im Blut nachgewiesen werden können. Ich habe zu recherchieren begonnen und bin dann auf Professor Widschwendter und sein Forschungsteam an der Uni Innsbruck gestoßen, die gerade einen solchen Test entwickelt haben. Im Frühjahr 2023 war dieser aber noch nicht am Markt verfügbar. Ich habe dann den Mut der Verzweiflung zusammengenommen und Prof. Widschwendter angerufen. Er hat auch tatsächlich abgehoben. Er war sehr freundlich und verständnisvoll, während ich ihm meine Situation geschildert habe. Der Test war genau das, wonach ich gesucht hatte. Ich wollte ihn unbedingt, auch wenn er noch nicht am Markt verfügbar war. Prof. Widschwendter hat auch gemeint, dass eine Abklärung auf jeden Fall wichtig sei und er mir die Anwendung des Tests ermögliche. Dazu hat er den Kontakt mit dem zuständigen Labor hergestellt.

Wie verlief die Durchführung des Tests?

Ich habe von Prof. Widschwendter entsprechende Informationen für meine Gynäkologin erhalten und diese mit ihr besprochen – auch, ob sie den Test durchführen würde. Sie war sofort sehr offen und hielt das für eine gute Sache. Das Labor hat dann ein Test-Kit an meine Ärztin geschickt. Das funktioniert wie ein PAP-Abstrich – ist also völlig schmerzfrei, unkompliziert und dauert nur ein paar Sekunden. Er wurde anschließend an das Labor geschickt. Binnen weniger Tage konnte ich den Befund mit meiner Gynäkologin besprechen: Der Test war eindeutig negativ. Nachdem auch die Blutung vorbei war, haben wir vereinbart, regelmäßige Ultraschallkontrollen durchzuführen. Meine Gebärmutterschleimhaut hat sich mittlerweile wieder komplett normalisiert und weitere Blutungen sind ausgeblieben. Damit hat sich alles in Wohlgefallen aufgelöst und ich mache wie gehabt meine regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen.

Wie erging es Ihnen beim Warten auf das Testergebnis?

Für mich war das so eine Schrödingers Katze Situation – also ein Schwebezustand zwischen zwei Extremen: Entweder ist die Katze tot oder lebendig – bzw. entweder bin ich gesund oder ich habe Krebs. Mit dem Testergebnis tritt einer der beiden Zustände dann ein. Es war natürlich sehr erleichternd, dass sich meine Vermutung bestätigt hat. Auch wenn das Ergebnis offen war, hatte ich aber ein gutes Gefühl mit dem Test, weil ich damit genau das gefunden habe, was ich mir gewünscht hatte: Eine Möglichkeit der schnellen, sicheren Abklärung ohne Operation. Ich glaube, auch wenn ich den Test nicht gefunden hätte, hätte ich mich gegen den Eingriff und für regelmäßige Ultraschalluntersuchungen entschieden.

Was würden Sie Frauen in einer vergleichbaren Situation mitgeben?

Das Wichtigste ist sicherlich, abnormale oder postmenopausale Blutungen immer rasch abklären zu lassen. Bei Innovationen der Frauengesundheit dauert es oft lange, bis sie zum Einsatz kommen: Der PAP-Test hat zu massiven Verbesserungen in der Frauengesundheit geführt. Es hat aber fast 40 Jahre gedauert, bis er flächendeckend eingesetzt wurde. Es freut mich außerordentlich, dass die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG) der engagierten Molekularmedizinerin Frau Dr.in Chiara Herzog dieses Jahr den AGO Young Scientist Award für die Mitentwicklung des Tests verliehen hat. Ich hoffe einfach, dass das bei diesem Test schneller passiert, damit Frauen ohne potenziell unnötige Eingriffe schnell eine verlässliche Diagnose erhalten.

– Zur Früherkennung von Gebärmutterkörperkrebs gibt es einen epigenetischen Test für Frauen, die an peri- bzw. postmenopausalen Blutungen leiden.
– Der Test erspart vielen Frauen mit abnormalen Blutungen einen operativen Eingriff, um zu erkennen, ob Krebs die Ursache der Blutungen ist.
– Für den Test ist lediglich ein einfacher vaginaler Abstrich notwendig.

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