… als wenn sie eingeschlafen wäre. Manchmal tritt dieses taube Gefühl schubweise, manchmal auch permanent auf. Vor allem nachts klagen die meisten Patienten über Beschwerden.
Mag.a Meike Klinger
Physiotherapeutin und Sportwissenschaftlerin Angestellt an der FH Campus Wien Studiengang Physiotherapie Lehre und Forschung ©Foto: Jasmin Peter
Unter einem Karpaltunnelsyndrom versteht man die Beeinträchtigung des Nervus medianus (Mittelhandnerv) im Handgelenksbereich. Der Karpaltunnel (Handwurzeltunnel) wird auf der Seite der Handfläche von den Handwurzelknochen und einem quer darüber verlaufendem Band gebildet. Hier durchläuft der Nerv gemeinsam mit zahlreichen anderen Strukturen den Handgelenksbereich. Durch unterschiedliche Ursachen kann es nun in diesem Bereich zu einer Einengung des Nervs kommen.
Verschiedene Anzeichen
Zu den ersten Symptomen des Karpaltunnelsyndroms gehören Schmerzen im Hand- und Unterarmbereich eventuell Gefühlslosigkeit bzw. Kribbeln im Daumen, Zeige- bzw. Mittelfinger. Der Ringfinger kann teilweise betroffen sein. Typischerweise treten die Beschwerden vor allem nachts auf.
Auch die zweite Hand kann betroffen sein. Bleiben die Symptome länger bestehen, kann es zu einer Abschwächung der Daumenmuskulatur (Verflachung des Daumenballens), einer Beeinträchtigung der Geschicklichkeit der Finger und zu einer Chronifizierung der Schmerzen kommen. Dies führt zu einer beträchtlichen Einschränkung im Alltag und zur Verschlechterung der Lebensqualität.
Je nach Literaturangabe und Diagnosekriterien sind bis zu 10 Prozent der Bevölkerung ab 40 Jahren davon betroffen. Es tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Andere Krankheitsbilder wie Diabetes, Gicht und Übergewicht begünstigen die Entstehung.
Als weiterer Risikofaktor zählen Berufe mit hohen manuellen Anforderungen, z.B. Bau- und Gastgewerbe, Gesundheitsberufe und Haushalttätigkeiten. Arbeiten an einer Computertastatur scheinen nach derzeitigem Wissensstand das Entstehen der Krankheit nicht überdurchschnittlich zu begünstigen.
Verschiedene Maßnahmen
Ein Arztbesuch ist auf jeden Fall anzuraten, um die Krankheit zu diagnostizieren, das Krankheitsstadium zu bestimmen und Therapiestrategien zu überlegen. Zu den diagnostischen Maßnahmen zählen unter anderem das im ersten Absatz erwähnte klinische Bild, Tests, die den Nerv provozieren und eine elektrodiagnostische Untersuchung, welche die Funktionstüchtigkeit des Nervs bestätigt.
Des Weiteren müssen Krankheitsbilder ausgeschlossen werden, die ein ähnliches Beschwerdebild hervorrufen können, z.B. Halswirbelsäulenbeschwerden und andere Erkrankungen von Nervenstrukturen der Hand.
Der Verlauf der Erkrankung kann unterschiedlich sein. So unterscheidet man milde bis moderate Formen, die meistens konservativ behandelt werden können, und schwere Verlaufsformen mit starken Schmerzen und muskulären Schwächen.
Verschiedene Techniken
Zu den konservativen Maßnahmen zählen unter anderem eine Nachtlagerungsschiene, Cortisoninfiltrationen und Übungen zur Verbesserung der Handgelenksstabilität und Nervengleitbewegung. Da Stoffwechselerkrankungen zu den Risikofaktoren zählen, muss eine Empfehlung für einen gesunden und aktiven Lebensstil ausgesprochen werden.
Im Rahmen physiotherapeutischer Behandlungen werden oben genannte Übungen individuell auf die Symptome und Bedürfnisse abgestimmt und erlernt. Es erfolgt eine Analyse der Alltagsbelastungen der Betroffenen, um durch bessere Dosierung bzw. Adaptierung eine Symptomlinderung zu erreichen. Zusätzlich können manualtherapeutische Techniken zur Anwendung kommen.
Im fortgeschrittenen Stadium und bei nicht erfolgreicher konservativer Therapie ist eine Operation ein möglicher Behandlungsansatz. Die Operation erfolgt häufig ambulant und minimalinvasiv. Hierbei wird das Band gespalten, welches das Dach des Karpaltunnels bildet.