Es gibt kaum einen Schmerztherapeuten, der seinen Patienten nicht zu einer „multimodalen Therapie“ raten würde. Doch kein Arzt kann sagen, wo diese angeboten wird. Eine Bestandsaufnahme.
Dkfm. Erika Folkes
Sprecherin der Allianz Chronischer Schmerz Österreich
Wussten Sie, dass geschätzte 1,5 Millionen Menschen in unserem Land an chronischen Schmerzen leiden? Dass nahezu ein Drittel der Schmerzpatienten mehr als fünf Ärzte aufsuchen und deshalb 2,5 Jahre vergehen bis eine Diagnose erstellt ist, diese erst nach durchschnittlich weiteren 3 Jahren zur Behandlung führt, mit der rund 40 Prozent der Schmerzgeplagten unzufrieden sind.
Diese Fakten hat eine Befragung des Gallup Instituts von 1.000 Schmerzpatient/innen quer durch Österreich ergeben, die vor 4 Jahren von der “Allianz Chronischer Schmerz Österreich“ (www.schmerz-allianz.at ) in Auftrag gegeben wurde. Allerdings kam bei dieser nichts anderes heraus als bei einer ähnlichen Studie, die von der SHG Schmerz 8 Jahre davor publiziert wurde: Zu wenige Schmerzambulanzen, die oft nur wenige Stunden in der Woche offen haben, zu wenige Fachärzte mit Kassenvertrag und vor allem eine viel zu geringe Refundierung der Leistungen von Wahlärzten, Physio- und Psychotherapeuten durch die Krankenkassen.
Ein kleiner Überblick über die Versorgungslage in Österreich
- Nach etlichen Schließungen gibt es in Österreich nur noch 48 Schmerzambulanzen, Wartezeit 3–6 Monate.
- Immer mehr PatientInnen beklagen laut Gallup-Umfrage, „dass mich der Arzt nicht ernst nimmt und nicht einmal zuhört“.
- Aktuell etwa stehen in Wien 1662 KassenärztInnen 3447 WahlärztInnen gegenüber, die immer neue privat zu zahlende Schmerzzentren eröffnen. Ein Beweis, dass der Bedarf ein großer sein muss.
Logische Folge: ein Mensch, der zermürbende und unerträgliche Schmerzen erdulden muss, trägt sein letztes Geld zu den Wahlärzten, in der Hoffnung, dass diese ihnen helfen können. Das ist aber selbst im privaten Bereich nicht garantiert. Ein Vergleich zwischen Personen mit bzw. ohne private Zusatzversicherung zeigt in der Gallup-Studie nur einen geringen Unterschied in Bezug auf die Zufriedenheit. Und wenn bei der Behandlung keine Besserung erzielt wird, so geht es eben weiter zum nächsten Arzt. Die Auswahl an Orthopäden, Anästhesisten, Internisten und Ärzten mit Schmerzdiplom ist groß und wird immer größer, wie die zahlreichen Anzeigen in den Bezirksblättern zeigen.
Was die Krankenkassen interessieren müsste: Dieses „Doctor-Shopping“ ist ein stark treibender Kostenfaktor. Obwohl die Patienten von einem teuren Privathonorar wenig bis gar nichts refundiert bekommen, kostet es die Kassen eine Stange Geld. Zwar erspart sich die Krankenkasse die Erstattung eines teuren Facharzthonorars (ein Wahlarzt verlangt mindestens das Fünffache des Kassentarifs, im Schnitt rund 150 Euro pro Besuch, wovon von den meisten Kassen zwischen 12 und 40 Euro rückerstattet werden). Dennoch kommen die Privatärzte dem Gesundheitssystem teuer zu stehen. Denn ein jeder fängt vor der Diagnose-Erstellung mit der Erhebung von Befunden an, die in den meisten Fällen voll von den Krankenkassen bezahlt werden müssen: Röntgen, CT, MRT, immer kompliziertere (und teurere) Blutbefunde, Röntgen usw.
Wie man diese Kosten in den Griff bekommen und dem chronisch Schmerzkranken auch noch helfen könnte? Das neuerdings von der Ärzteschaft immer häufiger strapazierte Zauberwort heißt: Multimodale Therapie, wie sie im westlichen Ausland längst praktiziert wird. Anstatt dem Patienten die Auswahl der Ärzte zu überlassen, gibt es Zentren in denen Mediziner aller Fachrichtungen, Physio- Psycho und Bewegungstherapeuten zusammenarbeiten, sodass in kürzester Zeit eine Diagnoseerstellt und mit der Behandlung begonnen werden kann.
Ein paar Ansätze gibt es ja bereits: Ein Pilotprojekt in Klagenfurt, das von Prof. Rudolf Likar geleitete Zentrum für Interdisziplinäre Schmerztherapie (ZISOP) wurde ins Leben gerufen. Es können aber nur eine handvoll Auserwählte (Berufstätige, Kärntner) dort ambulant in der Gruppe betreut werden. Ähnliches hat jetzt auch die Wiener Gebietskrankenkasse im Gesundheitszentrum Andreasgasse aufgestellt – allerdings nur für Schmerzpatienten mit Rückenproblemen.
Wir von der „Allianz Chronischer Schmerz“ werden uns jedenfalls weiterhin für eine Verbesserung der Schmerztherapie in Österreich einsetzen. Versprochen.
Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ versuchen mittlerweile 50 Selbsthilfegruppen auf die missliche Situation der SchmerzpatientInnen aufmerksam zu machen. Ein kleiner Überblick über die Versorgungslage:
- Nach etlichen Schließungen gibt es in Österreich nur noch 48 Schmerzambulanzen, Wartezeit 3–6 Monate.
- Immer mehr PatientInnen beklagen laut Gallup-Umfrage, „dass mich der Arzt nicht ernst nimmt und nicht einmal zuhört“.
- Aktuell etwa stehen in Wien 1662 KassenärztInnen 3447 WahlärztInnen gegenüber, die immer neue privat zu zahlende Schmerzzentren eröffnen. Ein Beweis, dass der Bedarf ein großer sein muss.
Logische Folge: Ein Mensch, der zermürbende und unerträgliche Schmerzen erdulden muss, trägt sein letztes Geld zu den Wahlärzten, in der Hoffnung, dass diese ihnen helfen können. Das ist aber selbst im privaten Bereich nicht garantiert. Ein Vergleich zwischen Personen mit bzw. ohne private Zusatzversicherung zeigt in der Gallup-Studie nur einen geringen Unterschied in Bezug auf die Zufriedenheit. Und wenn bei der Behandlung keine Besserung erzielt wird, so geht es eben weiter zum nächsten Arzt.
„Die Multimodale Schmerztherapie wird im Ausland längst praktiziert!“
Was die Krankenkassen interessieren müsste: Obwohl PatientInnen von einem teuren Privathonorar wenig bis gar nichts refundiert bekommen, kostet es die Kassen eine Stange Geld. Dem Gesundheitssystem kommt das teuer zu stehen. Denn ein jeder fängt vor der Diagnose-Erstellung mit der Erhebung von Befunden an, die in den meisten Fällen voll von den Krankenkassen bezahlt werden müssen: Röntgen, CT, MRT, immer kompliziertere (und teurere) Blutbefunde, Röntgen …
Wie man diese Kosten in den Griff bekommen und dem chronisch Schmerzkranken auch noch helfen könnte? Das neuerdings von der Ärzteschaft immer häufiger strapazierte Zauberwort heißt: Multimodale Therapie, wie sie im westlichen Ausland längst praktiziert wird. Anstatt dem Patienten die Auswahl der Ärzte zu überlassen, gibt es Zentren, in denen Mediziner aller Fachrichtungen, Physio-, Psycho und BewegungstherapeutInnen zusammenarbeiten, sodass in kürzester Zeit eine Diagnose erstellt und mit der Behandlung begonnen werden kann.
Erste gute Ansätze
Ein paar Ansätze gibt es ja bereits: Ein Pilotprojekt in Klagenfurt, das von Prof. Rudolf Likar geleitete Zentrum für Interdisziplinäre Schmerztherapie (ZISOP), wurde ins Leben gerufen. Es können aber nur eine Handvoll Auserwählte (Berufstätige, Kärntner) dort ambulant in der Gruppe betreut werden. Ähnliches hat jetzt auch die Wiener Gebietskrankenkasse im Gesundheitszentrum Andreasgasse aufgestellt – allerdings nur für SchmerzpatientInnen mit Rückenproblemen.