Priv. Doz. Dr. Siamak Ansari Shahrezaei
Leiter der Makulaambulanz Leiter Karl Landsteiner Institut für Retinale Forschung und Bildgebung Wiener Gesundheitsverbund Klinik Landstraße Lehrkrankenhaus der Medizinischen Universität Wien Juchgasse 25, 1030 Wien
Was ist die altersbedingte Makuladegeneration?
Die altersbedingte Makuladegeneration, allgemein als AMD bezeichnet, ist eine degenerative Netzhauterkrankung, die zu einem fortschreitenden Verlust des zentralen Sehvermögens führt. AMD ist in Österreich die häufigste Ursache für Blindheit bei Personen über 55 Jahre.
Die Netzhaut ist mit Fotorezeptoren gefüllt, den Zellen, die es uns ermöglichen zu sehen. Fotorezeptoren wandeln Licht in elektrische Impulse um, die über den Sehnerv auf das Gehirn übertragen und in die Bilder umgewandelt werden, die wir sehen. Die Makula ist eine kleine Region in der Mitte der Netzhaut, die reich an Zapfen ist. Diese Fotorezeptoren ermöglichen einer Person, feine Details (zum Beispiel Lesen, Erkennen von Gesichtern), Farben und Objekte bei Tageslicht oder beleuchteten Verhältnissen wahrzunehmen. Ein zentraler Sehverlust durch AMD tritt auf, wenn diese Fotorezeptoren in der Makula degenerieren.
Ursachen der AMD
Der größte Risikofaktor für AMD ist das Altern. Je älter wir sind, desto größer ist das Risiko, an AMD zu erkranken. Etwa einer von 200 Menschen leidet mit 60 Jahren an AMD. Im Alter von 90 Jahren ist jedoch jede fünfte Person betroffen. Wir leben alle länger, daher steigt die Zahl der Betroffenen.
Positive Familienanamnese ist auch ein wichtiger Risikofaktor. Aber es ist zu beachten, dass auch Menschen mit geringem genetischem Risiko an AMD erkranken. Ebenso ist es möglich, dass Menschen mit hohem genetischem Risiko keine AMD bekommen.
Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht, eine ungesunde Ernährung und ungeschützte Sonneneinstrahlung können ebenfalls das AMD-Risiko erhöhen.
Untersuchungen zeigen, dass Sie möglicherweise Ihr AMD-Risiko senken oder dessen Fortschreiten verlangsamen können, indem Sie mit dem Rauchen aufhören, sich regelmäßig körperlich betätigen, auf Ihren optimalen Blutdruck und Cholesterinspiegel achten, sich gesund ernähren (besonders grünes Blattgemüse und Fisch sind sehr vorteilhaft) und regelmäßig eine Sonnenbrille tragen.
Symptome der AMD
Patienten mit AMD bemerken möglicherweise zuerst eine Unschärfe des zentralen Sehens, insbesondere bei Aufgaben wie Lesen oder Nähen. Außerdem können gerade Linien verzerrt oder verzogen erscheinen. Diese Verzerrung kann durch Selbstkontrolle mit einem Amsler-Gitter oder im täglichen Leben durch Betrachten von natürlichen Geraden, wie zum Beispiel Badezimmerfliesen oder einem Fensterrahmen, überprüft werden.
Mit fortschreitender Erkrankung können sich im zentralen Sichtfeld blinde Flecken bilden. Wenn ein Auge von AMD betroffen ist, ist das Partnerauge in den meisten Fällen auch von der Erkrankung betroffen oder ist dem Risiko ausgesetzt, AMD zu entwickeln. AMD verursacht keine totale Blindheit, und das Ausmaß des zentralen Sehverlusts hängt von der Form der AMD und dem Erkrankungsstadium ab.
Formen der AMD
Es gibt zwei Formen der AMD: „trocken“ und „feucht“. Ungefähr 85 bis 90 Prozent der AMD-Fälle sind von trockener Form, während zehn bis 15 Prozent der feuchten Form angehören.
Die meisten Menschen mit AMD beginnen mit der trockenen Form. In vielen Fällen tritt bei Betroffenen trotz der Erkrankung kein Sehverlust auf. In einigen Fällen kann eine trockene AMD fortschreiten und einen unterschiedlichen Grad an zentralem Sehverlust verursachen. Fortgeschrittene trockene AMD wird manchmal als geografische Atrophie bezeichnet.
Das Kennzeichen trockener AMD ist die Ansammlung winziger Protein- und Fettablagerungen unter der Makula, die als Drusen bezeichnet werden. Viele Menschen haben Drusen, die das Sehvermögen nicht beeinträchtigen. Bestimmte Arten von Drusen können jedoch die Funktionsfähigkeit der Makula beeinträchtigen und eine fortschreitende Degeneration der Zapfen und einen Verlust des zentralen Sehvermögens verursachen.
Ungefähr zehn bis 15 Prozent der Menschen mit trockener AMD entwickeln die feuchte Form in einem oder in beiden Augen. Bei feuchter AMD wachsen abnormale Blutgefäße unter der Makula. Diese abnormalen Gefäße lecken Blut und Flüssigkeit in die Makula und schädigen somit die Fotorezeptoren. Die feuchte AMD schreitet häufig schnell voran und führt zu einem erheblichen Verlust des zentralen Sehvermögens, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.
Wie wird AMD diagnostiziert?
Eine sichere Diagnose ist nur durch die Untersuchung des Augenhintergrunds durch den Augenarzt möglich. Ab dem 50. Lebensjahr wird empfohlen, sich regelmäßig beim Augenarzt gründlich untersuchen zu lassen. Die Untersuchung ist einfach und schmerzlos. Ihr Arzt wird Ihnen einige Augentropfen geben, um Ihre Pupille zu erweitern und dann Ihren Augenhintergrund auf AMD und andere Augenprobleme zu untersuchen. Ihr Augenarzt kann Ihnen auch empfehlen, einen Test durchzuführen, der als optische Kohärenztomografie bezeichnet wird. Diese ermöglicht, berührungslos Schnittbilder der Makulastrukturen in hoher Auflösung aufzunehmen.
Wenn Ihr Augenarzt den Verdacht hat, dass Sie eine feuchte AMD haben, werden Sie direkt an eine Makulaambulanz in einem Krankenhaus überwiesen. In der Makulaambulanz werden weitere Untersuchungen wie zum Beispiel optische Kohärenztomografie-Angiografie oder eine Angiografie mittels Kontrastmittel zur Diagnose der feuchten AMD benötigt und Sie sollten gegebenenfalls innerhalb von zwei Wochen nach der erstmaligen Diagnose der feuchten AMD behandelt werden.
Behandlung der AMD
Untersuchungen haben gezeigt, dass eine spezifische Antioxidantien-Supplementierung das Fortschreiten der AMD verlangsamen kann. Die AREDS2-Formulierung ist ein rezeptfreies Antioxidans, das für Personen empfohlen wird, bei denen das Risiko besteht, fortgeschrittene Formen von trockener oder feuchter AMD zu entwickeln.
Feuchte AMD kann behandelt werden, wenn die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert wird. Zu diesem Zweck werden Medikamente in das Auge injiziert, um das Wachstum der abnormalen Blutgefäße unter die Makula zu stoppen. Nach der Diagnose erhalten Patienten normalerweise eine Ladedosis von drei Injektionen, einmal im Monat für drei Monate. Der Patient wird dann untersucht, um festzustellen, ob weitere Behandlungen erforderlich sind. Da es sich bei der feuchten Form der AMD um eine chronische Erkrankung handelt, ist häufig von einer langjährigen Therapie auszugehen. Einige Patienten sprechen nicht auf die Injektionen alleine an und erhalten zusätzlich eine Form der kalten Laserbehandlung namens Fotodynamische Therapie.
Für den Patienten ist der Gedanke, eine Spritze in das Auge zu bekommen, in den meisten Fällen zunächst befremdlich und die meisten Betroffenen haben vor der ersten Behandlung große Angst. Die Injektionen sind aber nicht so schlimm, wie sie klingen. Die Augenoberfläche wird mittels Augentropfen betäubt und die Injektion erfolgt durch die Bindehaut. Der Patient verspürt lediglich ein kurzes Druckgefühl.