Dr. med. vet. Roman Siegfried Dipl. ECVS
Facharzt für Kleintierchirurgie, Tierklinik Aarau West
Osteoarthrose ist ein wichtiges Thema in der Kleintiermedizin, viele Hunde und Katzen sind davon betroffen.
Der Begriff Arthrose bezeichnet eine degenerative Gelenkserkrankung und wird auch als Gelenksverschleiss, der das altersübliche Mass übersteigt, bezeichnet.
Der Gelenksknorpel wird von der Gelenksflüssigkeit ernährt, Bänder, Sehnen und Muskeln stabilisieren das Gelenk.
Arthrose entsteht, wenn eine oder mehrere dieser Gelenksstrukturen durch Verletzung, Überbelastung oder eine entzündliche Gelenkserkrankung einen Schaden nehmen. Der Knorpel raut sich auf, wird dünner und rissig bis auf den Knochen. Mit der Zeit deformiert sich der Knochen und entwickelt Knochenzubildungen (Osteophyten). Wenn die Erkrankung nicht erkannt oder behandelt wird, verliert das Gelenk mit der Zeit seine Funktion: eine schmerzfreie, sichere Bewegung mit gutem Bewegungsumfang.
Die häufigsten angeborenen Erkrankungen beim Hund sind die Hüftgelenksdysplasie (HD), die Ellbogendysplasie (ED), die Patellaluxation (Kniescheibenluxation, PL) und rassenbedingte Fehlstellungen, die zu Arthrose führen. Erworbene Ursachen sind Verletzungen, zum Beispiel Frakturen (Brüche) mit Gelenksbeteiligung oder Bänderrisse, die zu instabilen Gelenken führen, Gelenksinfektionen und Übergewicht. Kreuzbanderkrankungen und Osteochondrosen (OCD) sind zwei weitere primäre Gelenkserkrankungen, die unsere Patienten sehr oft befallen und zu Arthrose führen.
Es gibt klassische Arthrosesymptome, die wir bei allen Patienten, je nach Schweregrad, in unterschiedlicher Ausprägung feststellen können. Die häufigsten sind allgemeine Bewegungsunlust, Lahmheit, Mühe mit Treppen laufen oder Sprungunlust. Diverse Rassen scheinen eine unterschiedliche Art der Schmerzempfindung oder mindestens eine unterschiedliche Reaktion auf Schmerzreize zu haben. Gerade Katzen versuchen, ihre Schmerzen so gut wie möglich zu verstecken, und zeigen oft erst sehr spät im Verlauf einer Gelenkserkrankung erste Symptome. Auch die Tatsache, dass wir es mit Vierbeinern zu tun haben, führt dazu, dass diskreter entlastet werden kann und so Symptome länger verborgen bleiben.
Die konservative Therapie der Arthrose hat einen multimodalen Ansatz. Dazu gehören Medikamente wie Entzündungshemmer oder schmerzmodulierende Medikamente, diverse Futtermittelzusätze und Spezialfutter. Die Physiotherapie hat sich mittlerweile in der Tiermedizin etabliert und ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der langfristigen Arthrosetherapie. Entscheidend sind auch eine gesunde, regelmässige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und dementsprechend die Kontrolle des Körpergewichts. Bei Versagen der konservativen Therapie können heute Gelenke auch mittels Prothesen mit guten Erfolgen ersetzt werden.
Zusammenfassend lohnt es sich, bei Unsicherheit bezüglich der Gelenksgesundheit eines Haustiers diese frühzeitig von einem Tierarzt untersuchen und mittels Bildgebung abklären zu lassen.