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Home » Volkskrankheiten » Abnehmen bei Adipositas: Neue Wege in ein leichteres Leben – jedes Kilo zählt!
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Prim. Doz. Dr. Joakim Huber

Präsident der Österreichischen Adipositas Gesellschaft (ÖAG)

Im Interview erklärt Dr. Joakim Huber, Präsident der Österreichischen Adipositas Gesellschaft (ÖAG) und Leiter der Abteilung für Innere Medizin sowie stellvertretender Ärztlicher Direktor am Franziskus Spital in Wien, warum es nicht nur das starke Übergewicht ist, was adipösen Menschen das Leben schwer macht – und wie sie richtig abnehmen. Laut einer WHO-Studie von 2017 sind hierzulande 21 bis 30 Prozent der Schulkinder und 41 Prozent der Erwachsenen übergewichtig oder stark übergewichtig (adipös). Damit ist die chronische Erkrankung Adipositas ein Volksleiden.

Dr. Huber, was heißt es, adipös zu sein?

Wer adipös ist, trägt zu viel Fettgewebe durchs Leben. Das Übergewicht erschwert nicht nur jede alltägliche Bewegung: Es mindert beispielsweise auch die körperliche Leistungsfähigkeit, verursacht Luftnot, Schmerzen und bringt Betroffene übermäßig ins Schwitzen. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkverschleiß, Bluthochdruck, Fettstoffwechselprobleme, Schlaflosigkeit und Krebserkrankungen sind häufige Folgeschäden. Nicht zuletzt verkürzt die Erkrankung die Lebenserwartung.

Was ist die große Herausforderung für stark fettleibige Menschen?

Neben dem Übergewicht ganz sicher die Stigmatisierung und Diskriminierung, die sie im Alltag erleben. Und die kommt mitnichten nur von Mitmenschen in Schule, Büro, Supermarkt oder Freizeitpark. Auch Betreuer im Gesundheitsbereich sind leider noch immer Absender unprofessioneller und teils diskriminierender Botschaften. Das macht Adipositas nahezu unerträglich. Wer das erlebt hat, überlegt sich den nächsten Gang zum Arzt zweimal. Und das ist fatal, denn der Arztbesuch, allen voran beim Allgemeinmediziner, an den sich adipöse Patienten wegen ihres Krankheitsbildes und des damit verbundenen körperlichen wie seelischen Leids zuerst wenden, ist der Einstieg in ein leichteres Leben.

Was muss sich ändern, um das Leben der Betroffenen zu erleichtern?

Einerseits muss der Übergewichtige bereit sein, seinen Lifestyle – resultierend aus Ernährung, Verhalten und Bewegung – auf Dauer umzustellen. Das heißt, er muss Veränderung wollen. Andererseits braucht er Fachleute an seiner Seite, die ihn dabei beraten und unterstützen, ihn auf jedem Schritt begleiten, auch wenn er ihn alleine gehen muss. Diese Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Ernährungsexperten und andere sollten über die Krankheit Adipositas bestens aufgeklärt sein, das ist noch nicht immer der Fall. Sie sollten wissen, wie sie die persönlichen Ursachen der Fettleibigkeit des Patienten vor ihnen ermitteln, und neben den Therapien seiner akuten Symptome auch die ursächlichen Probleme angehen, die sehr komplex sein können. Sie sollten dem Betroffenen als ein auf Adipositas spezialisiertes Team gemeinsam mögliche Wege aus der Übergewichtigkeit aufzeigen und ihm die Wahl lassen, welchen er beschreiten möchte. Druck ist hier fehl am Platz, er führt eher ins Gegenteilige, wenn der Patient in alten Mustern verharrt oder in diese zurückfällt.

Was tun, wenn die Umstellung des Alltags nicht den erhofften Gewichtsverlust bringt?

Wenn der Patient trotz dauerhafter Umstellung seines Alltags keine Fettreduktion erlebt, dann gibt es heute Medikamente, die ein Gefühl von Sättigung wecken und den Appetit zügeln oder die Fettverwertung im Körper beeinflussen. Diese Mittel können dem Patienten die Chance auf nachhaltige Besserung bieten; sie wirken aber nur, solange man sie anwendet. Neben diesen bisher aufgezeigten konservativen Therapien gelten, insbesondere bei sehr schwergewichtigen Patienten, chirurgische Therapien als effektiv.

Die Behandlung der Adipositas klingt nach einem Auf und Ab. Wie helfen Sie Patienten, die auf dem Weg in ihr leichteres Leben mal stolpern?

Bewährt hat sich eine kontinuierliche Betreuung über einen langen Wegabschnitt. Dann bleiben das in der Rückschau Meilensteine. Ganz wichtig ist in solchen Phasen das klärende Gespräch zwischen Patienten und Betreuerteam, um herauszufinden, warum die Gewichtsreduktion holperte, stagnierte oder der Patient gar wieder zunahm. Und dann heißt es: Weitergehen in ein leichteres Leben!

Vielen Dank, Dr. Huber, für das aufklärende Gespräch!

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