Und welchen Einfluss hat Corona darauf?
Kein Thema wurde im letzten halben Jahr wohl so häufig besprochen wie Corona. Doch gilt die Vorsicht nur vor der Ansteckung oder gibt es noch mehr zu bedenken?
In der modernen Medizin wird dem Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist wieder mehr Bedeutung zugemessen. „Wieder“ deshalb, weil es in der Antike vollkommen selbstverständlich war, dass es dem Körper nur mit einer gesunden Psyche gut gehen kann, bis dieses Verständnis dann für viele Jahrhunderte in den Hintergrund rückte. Aber Sie kennen das doch bestimmt von sich selbst, dass schon bei kleineren körperlichen Beschwerden bald auch die Stimmung betroffen ist.
Es gibt ständige Wechselwirkungen zwischen unserem Körper und unserer Psyche, daher kann man auch nicht „nur“ körperlich oder „nur“ psychisch krank sein. Haben Sie schon überlegt, woher all die uns so vertrauten Redewendungen kommen? Warum liegt mir denn etwas „wie ein Stein im Magen“ und wenn sich das Problem löst, „fällt mir eine Last von den Schultern“? Es kommt daher, dass sich unsere Emotionen – sowohl die positiven als auch die negativen – sehr stark im Körper darstellen, teilweise auch unbewusst.
Corona und die Seele
Das Leben mit der Corona-Pandemie und allen damit verbundenen Einschränkungen ist an niemandem spurlos vorübergegangen. Sicherlich belastet es manche mehr als andere, doch alle sind betroffen. Ein Gefühl der Bedrohung ist Teil unseres Alltags geworden. Eine Angst, die man sonst nur von Ausnahmesituationen kennt, wurde zum täglichen Begleiter. Menschen, die alleine wohnen, waren während des Lockdowns mit großer Einsamkeit konfrontiert. In anderen Haushalten wurde es aufgrund fehlenden Abstands immer schwieriger und konfliktreicher. Die fehlende Ablenkung sowie auftretende Ungewissheiten in Bezug auf finanzielle Absicherung und Gesundheit führten zu Sorgen, welche viel Kraft raubten. Haben die Kinder zu Hause genug gelernt? Werde ich meinen Job behalten können? Wohin kann ich in den Urlaub fahren? Und darf ich mich über den stornierten Urlaub überhaupt ärgern, wenn es anderen so viel schlechter geht? Doch was hat das nun alles mit unserem Körper zu tun?
Atemübung für Ihr Wohlbefinden
Unser Körper ist die materielle Verleiblichung unserer Identität. Diese Möglichkeit können wir nutzen, um über unseren Körper Einfluss auf die Psyche zu nehmen. In einer Situation, in der wir kaum Möglichkeiten haben, die äußeren Umstände zu beeinflussen, können wir über unseren Körper doch etwas in uns selbst verändern. Eine solche Möglichkeit bietet sich beispielsweise über die Übung „Bewusstes Atmen“ an.
Wir sehnen uns doch alle nach Ausgewogenheit und Gleichgewicht in all dem Trubel. Ein bewusstes Beschäftigen mit dem eigenen Körper kann einen Teil dazu beitragen. Ja, es ist sehr wichtig, verantwortungsbewusst und vorsichtig zu sein, wenn es um Corona geht. Doch lassen wir auch unsere Psyche nicht außer Acht. Nehmen wir unsere Identität als Körper, Seele und Geist wahr und geben ihr gerade in dieser herausfordernden Zeit die nötige Bedeutung!
Bewusstes Atmen
Bauchatmung:
Legen Sie Ihre Hände auf den Bauch, atmen Sie über die Nase tief bis zum Bauch ein, spüren Sie, wie sich der Bauch unter Ihren Händen hebt und atmen Sie dann über den Mund wieder aus.
Flankenatmung:
Legen Sie Ihre Hände seitlich auf die unteren Rippen, atmen Sie wie zuvor über die Nase tief ein und über den Mund aus.
Brustatmung:
Legen Sie Ihre Hände oberhalb der Brust auf, atmen Sie tief ein und aus und achten Sie auf die Bewegung des Brustkorbs.
Sie können in jedem Abschnitt einige Atemzüge lang bleiben und dabei versuchen, Ihre Gedanken ganz auf die Atmung zu fokussieren.
Abigail Simpson, BSc
Physiotherapeutin bei den Psychosozialen Diensten in Wien (PSD), freiberuflich tätig, externe Lehrbeauftragte an der FH Campus Wien
© Foto: Abigail Simpson, BSc