Paul Pirkelbauer
Industry Manager Health
2020 ist ein herausforderndes Jahr – für uns alle. In der aktuellen Krisensituation wird offensichtlich, wo unser Gesundheitssystem noch ausbaufähig ist. Es wird Zeit, den Fokus dorthin zu lenken, wo er viel zu lange vermisst wurde: auf die Patienten.
Der moderne Arzt
Die Zeiten, in denen Ärzte als „Götter in Weiß“ gesehen wurden, sind lange vorbei. Das ist nicht deshalb erfreulich, weil unsere Ärzte schlecht sind, sondern weil den Patienten durchaus zugetraut werden darf, ihre eigene Krankheit zu managen. Selbstverständlich ist der Arzt als Experte für Gesundheit Autoritätsperson und damit auch in der Pflicht, seinen Patienten den bestmöglichen Therapieansatz für ihre Krankheit zu empfehlen. Doch gerade bei komplexeren Krankheiten wie etwa Diabetes ist eine aktive Rolle des Patienten enorm wichtig. Es gilt zu verstehen, dass es langfristig nicht reicht, täglich ein paar Tabletten zu schlucken. Diese Erkenntnis ist aber nicht einfach gewonnen. Hier ist der Arzt gefordert, mit Feingefühl und Empathie die jeweilige Lebenssituation des Patienten zu begreifen. Nur dann kann er mit gutem Rat zur Seite stehen und den Patienten bei der Umstellung seines Lebens begleiten.
Patienten darf zugetraut werden, ihre eigene Krankheit zu managen.
Patienten in der Pflicht
Dass der Patient am Ende des Tages für seine eigene Gesundheit und damit für das eigene Krankheitsmanagement verantwortlich ist, mag offensichtlich wirken. Angesichts fehlender Informationen, mangelnder Beratung durch überarbeitete Ärzte oder ganz einfach weil die Krankheit sich nicht mit der derzeitigen Lebenssituation vereinbaren lässt, sind viele Patienten aber genau damit überfordert. Die Diagnose einer chronischen Krankheit stellt das Leben auf den Kopf. Der Prozess, diesen neuen Faktor in das Leben zu integrieren und dieses nicht ausschließlich danach zu orientieren, gestaltet sich oft lang und schwierig. Gleichzeitig kann dieses so einschneidende Erlebnis aber auch als Chance wirken und genau der Katalysator sein, den der Betroffene für einen dringend notwendigen Lebenswandel braucht. Das persönliche Umfeld und die beratenden Ärzte, nicht zuletzt aber auch die eigene Einstellung können hier den Unterschied ausmachen.
Kenne den Feind
Nicht weniger als ein gesellschaftlicher Wandel ist nötig, um Patienten auf Populationsebene zu ermächtigen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Das Wissen um die Gesundheit muss – wie von unzähligen Experten schon jahrelang gefordert – ein integraler Bestandteil von Bildung sein. Ein Verständnis für grundlegende Abläufe im Körper, für die Funktion der Organe, aber auch für die Wirkung von ausgewählten Krankheiten kann den Grundstein für eine effektive Beratung durch die Ärzte bilden. Im besten Fall kann so auch die Horrorvorstellung vieler Ärzte verhindert werden: der mit wahllosen Google-Diagnosen und gefährlichem Halbwissen bewaffnete Besserwisser-Patient, der leider schon viel zu häufig durch die heimischen Praxen geistert.
Ich freue mich daher, gemeinsam mit Medizinern, Patienten, Pharmavertretern und nicht zuletzt mit hervorragenden Journalisten diese Kampagne zu präsentieren – in der Hoffnung, einen Beitrag zu leisten für mehr Wissen über unsere Gesundheit.